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Akut lebensbedrohliche Infektionen im Kindesalter

Schwere Infektionen, v. a. Sepsis, Pneumonie und Meningitis, gehören zu den führenden Todesursachen im Kindesalter. Entscheidend für die Prognose sind das frühzeitige Erkennen des kritischen Krankheitsbildes sowie die Vermeidung von Zeitverzug in der adäquaten Behandlung. In der präklinischen Versorgung stehen jedoch nur sehr limitierte Monitoring- und Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Prioritär in der Therapiesteuerung bleiben in dieser Phase der „klinische Blick“ und ein Basismonitoring (Herzfrequenz, Atemfrequenz, transkutane Sauerstoffsättigung).

 

FALLBEISPIEL

Anamnese

Ein bislang völlig gesunder, 21 Monate alter Junge wird mit Fieber (Temperatur: 38,8 °C, Gewicht 12,5 kg) und Husten (seit dem morgendlichen Aufwachen um 06:00 Uhr) beim Kinderarzt vorgestellt (10:00 Uhr). Der Allgemeinzustand ist leicht reduziert, es werden keine besonderen Maßnahmen ergriffen. Nachmittags ist das Kind zunehmend schlapp, hat einmalig Durchfall und wird daher erneut beim Kinderarzt vorgestellt. Dieser weist das Kind bei Blässe, Tachypnoe und reduziertem Allgemeinzustand in die Kinderklinik ein (Ankunft Klinik 18:00 Uhr).

→ 12 Stunden vom ersten Symptom bis zur Vorstellung in der Klinik.

Bedeutung von akuten lebensbedrohlichen Infektionen

Epidemiologie

Akute Infektionen – insbesondere Sepsis, Pneumonie und Meningitis – gehören weltweit zu den führenden Todesursachen im Kindesalter. Durch nationale Impfprogramme konnte die Inzidenz schwerer bakterieller Infektionen in vielen Ländern wirksam gesenkt werden, insbesondere für Infektionen durch Haemophilus influenzae Typ B, Pneumokokken und Meningokokken.

Am häufigsten sind Neugeborene, Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter von akut lebensbedrohlichen Infektionen betroffen (medianes Erkrankungsalter 3 Jahre; Perzentile 25/75: 0,7/11,0 Jahre). In einer Analyse der deutschlandweiten fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik von 2007 bis 2013 betrug die Sepsishäufigkeit in der Altersgruppe der Neugeborenen 1556/100 000 und bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren 30/100 000 stationäre Aufnahmen. Auf pädiatrischen Intensivstationen, auf denen häufig Kinder mit besonderem Risikoprofil behandelt werden, ist die Inzidenz der Sepsis deutlich höher und liegt bei etwa 8 – 25% der aufgenommenen Patienten.

Erregerspektrum

In der weltweiten Punktprävalenzstudie SPROUT wurde der Respirationstrakt als bedeutsamste Eintrittspforte für eine Sepsis im Kindesalter determiniert. Die häufigsten in der Blutkultur nachgewiesenen Erreger waren Staphylococcus aureus (11,5%), Pseudomonas spp. (7,9%) sowie Klebsiella spp. (6,4%). In einer Schweizer Kohortenstudie erwiesen sich Escherichia coli (20%), Staphylococcus aureus (15%) und Pneumokokken (10%) als häufigste Erreger der Sepsis im Kindesalter.

In der europaweiten EUCLIDS-Initiative zur Erforschung der ambulant erworbenen Sepsis konnte in 35% der Sepsisfälle kein Erreger nachgewiesen werden, in 23% der Fälle wurden eine Meningitis/Enzephalitis bzw. in 19% eine Pneumonie als primärer Infektionsfokus diagnostiziert. Meningokokken (31%) und Pneumokokken (18%) erwiesen sich als häufigste Sepsiserreger.

Letalität

Die Angaben zur Letalität variieren in der internationalen Literatur erheblich und werden für die schwere Sepsis bei 4 – 29%, beim septischen Schock bis 60% angegeben.

 

CAVE

Als wichtigster und gleichzeitig potenziell beeinflussbarer Prädiktor der Letalität konnte die zeitliche Verzögerung bis zum Beginn der adäquaten Therapie beschrieben werden. Jede Stunde eines nicht adäquat behandelten septischen Schocks erhöht die Sterblichkeit um 40%.

Risikofaktoren

Besonders gefährdet für lebensbedrohliche Infektionen sind Kinder mit akuten Erkrankungen (z. B. Verbrennungen, Polytrauma, komplexe chirurgische Eingriffe) und/oder langwierigen intensivmedizinischen Verläufen, welche insbesondere bei komplexen Vorerkrankungen zu beobachten sind. Komorbiditäten, insbesondere onkologische Erkrankungen sowie mit der Notwendigkeit einer Immunsuppression assoziierte Grunderkrankungen, erhöhen die Letalität schwerer Infektionen signifikant.

 

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Aus der Zeitschrift Notfallmedizin up2date 03/2019

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