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Epileptischer Krampfanfall – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung
retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe arbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz algorithmenkonform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.
Fallbeispiel
Einsatzmeldung
An einem Dienstagvormittag gegen 10:00 Uhr wird die Besatzung des Rettungswagens in einen Elektromarkt zu einer bewusstlosen Person geschickt. Die Verkäuferin erzählt, ein junger Mann liege zwischen den Regalen ohnmächtig am Boden. Sie selbst habe den Mann nicht gesehen; sie sei nur vom Marktleiter angewiesen worden, den Rettungsdienst zu dem Betroffenen zu bringen. Vor dem Eingang wartet eine Verkäuferin auf das Team. Das Team entscheidet, das Material (Notfallrucksack, EKG, Absaugeinheit, Beatmungsgerät) auf der Fahrtrage zu belassen.
Situation vor Ort
Ein junger Mann liegt regungslos zwischen den Regalen. Neben ihm kniet eine jüngere Frau, die dem Mann ein Taschentuch auf eine Wunde an der Stirn drückt. Neben den beiden steht der Marktleiter; interessierte Kunden bittet er, weiterzugehen.
Die Frau erzählt, sie sei die Betreuerin des jungen Mannes. Er sei bekannter Epileptiker und habe eine mäßige geistige Behinderung. Er arbeite in einer Behindertenwerkstatt in der Nähe. Alexander habe sich ein neues Mobiltelefon kaufen wollen, und sie habe ihn zu dem Einkauf begleitet, als er plötzlich und unerwartet zu Boden gestürzt sei. Dabei habe er sich wohl die Stirn gestoßen und verletzt. Am Boden habe er dann einen generalisierten Krampfanfall mit tonisch-klonischen Krämpfen gehabt. Dieser habe ca. 2 Minuten angehalten.
Erneuter Krampfanfall
Noch bevor sich das Team um die Versorgung kümmern kann, beginnt der junge Mann erneut zu krampfen. Die Betreuerin hält vorsichtig den Kopf des Patienten. Wegen der heftigen tonisch-klonischen Krämpfe an beiden Armen und Beinen entschließt sich das Team zur intranasalen Gabe von 10 mg Midazolam. Eine Kollegin bereitet das Medikament vor, während die andere die Absaugbereitschaft herstellt und gemeinsam mit der Betreuerin darauf achtet, dass sich der Patient nicht verletzen kann.
Um eine versehentliche Überdosierung zu vermeiden, zieht die Kollegin nur 2 ml des Medikaments auf eine Spritze auf, 1 ml verbleibt in der Ampulle (3-ml-Ampulle = 15 mg Midazolam). Der Patient erhält danach je 1 ml der Lösung pro Nasenloch über einen Nasalzerstäuber (MAD). Nach einer knappen Minute beginnen die Krämpfe nachzulassen, kurz darauf verschwinden sie gänzlich.
Postiktale Phase
Nachdem der epileptische Krampfanfall zu Ende ist, können die beiden Kolleginnen sich um die weitere Versorgung des Patienten kümmern. Eine von ihnen versorgt die Kopfplatzwunde, die andere erhebt bei der Betreuerin eine Fremdanamnese. Dazu nutzt sie das SAMPLER-Schema.
ZUSATZINFO Gängige Merkhilfen und Akronyme, vom ABCDE-Schema über das SAMPLER+S-Schema bis zu den 4 Hs und HITS, haben wir für Sie übersichtlich zusammengefasst. Bestellen Sie Ihren kostenfreien Lernspicker zur Vorbereitung auf Ihre Ergänzungsprüfung unter www.thieme.de/retten-lernspicker. |
SAMPLER-Schema
S-ymptome
Der Patient heißt Alexander und ist 21 Jahre alt. Er ist schläfrig und desorientiert. Auf Ansprache und leichtes Rütteln reagiert er abweisend.
A-llergien
Es sind keine Allergien bekannt.
M-edikamente
Alexander ist als Epileptiker mit Valproat AbZ® 500 mg in der Kombination mit Levetiracetam UCB® 500 mg eingestellt. Die genaue Dosierung ist der Betreuerin nicht bekannt. Bei einem Krampfereignis, das länger als 2 Minuten dauert, oder bei wiederkehrenden Krampfanfällen innerhalb einer Stunde soll der Patient 15 mg Dormicum® (Midazolam) als Rectiole erhalten. Die Betreuerin gibt allerdings an, sie habe noch keine Gelegenheit zur Applikation gehabt. Sie zeigt auf ein Notfalltäschchen mit einer Tablettenbox und der Rectiole.
P-atientengeschichte
Bei dem Patienten ist eine erblich bedingte Epilepsie seit der frühesten Kindheit bekannt. Aufgrund einer geistigen Behinderung lebt er in einer Wohngruppe des nahegelegenen Epilepsiezentrums und arbeitet tagsüber in der angegliederten Behindertenwerkstatt. Er könne sich zwar grundsätzlich selbst versorgen, brauche allerdings Unterstützung bei Aufgaben des täglichen Lebens.
L-etzte Mahlzeit, …
Das gemeinsame Frühstück heute Morgen sei gegen 8:00 Uhr gewesen. Danach habe er wohl nichts mehr gegessen. Sie sei sich da allerdings nicht sicher, da Alexander eine Vorliebe für Schokoriegel habe und immer mal wieder eine Zwischenmahlzeit zu sich nehme.
E-reignis
Sie habe Alexander beim Einkaufen begleitet. Plötzlich habe er aufgestöhnt und sei dann zu Boden gefallen. Dort habe er etwa 2 Minuten lang generalisierte tonisch-klonische Krämpfe gehabt.
R-isikofaktoren
Bekannte Epilepsie.
Lesen Sie hier den ganzen Beitrag: Epileptischer Krampfanfall – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung
aus der Zeitschrift retten! 9(04) / 2020
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