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Schädel-Hirn-Trauma beim Erwachsenen
Das Schädel-Hirn-Trauma umfasst ein breites Spektrum zerebraler Schäden, die sich im klinischen Verlauf erheblich unterscheiden. Aufgrund der im Detail noch unklaren Pathophysiologie orientiert sich die Therapie v.a. an empirisch bewährten Parametern.
Einleitung
Die absolute Zahl der Schädel-Hirn-Verletzten im Straßenverkehr und bei der Arbeit sinkt seit Jahren - ein eindrucksvoller Erfolg der Prävention. Davon unberührt ist aber der Unfall im häuslichen Umfeld der häufigste, und aufgrund des demografischen Wandels trifft er mehr ältere Menschen. Gleichzeitig haben Fortschritte in der Notfall- und Akutmedizin zusammen mit der Verbesserung der Rettungskette dazu geführt, dass Unfallopfer heute mit ungleich schwereren Verletzungen ein Krankenhaus lebend erreichen können als zu Beginn der modernen Unfallrettung in Deutschland vor knapp 40 Jahren. Risikoprofile, Unfall- und Verletzungsmuster bei den eingelieferten Patienten haben sich entsprechend gewandelt. Die Behandlung des SHT im Rahmen einer Polytraumaversorgung oder vor dem Hintergrund erheblicher Komorbiditäten ist die Regel. Damit gewinnt der Zentrumsgedanke an Gewicht.
Eine einmal eingetretene ZNS-Schädigung mündet immer in eine Defektheilung, wirklich regenerative Prozesse finden praktisch nicht statt. Im ZNS gilt aber in besonderer Ausprägung, dass bestimmte pathophysiologische Abläufe - obwohl durch den Unfall angestoßen - eine gewisse Zeit bis zur vollständigen Entfaltung ihrer Wirkung benötigen. Unter günstigen Umständen kann eine Rettungskette heute so schnell ablaufen, dass zum Zeitpunkt der Erstdiagnostik das volle Ausmaß der Schäden noch nicht eingetreten ist.
Die Unterscheidung zwischen Erstverletzung und sekundären Traumafolgen wird wichtig: Aktuelle wie künftige Therapien bekommen die Chance, in dem Zeitfenster zu greifen, das sich durch Ablaufverbesserungen auftut. Die diagnostischen Algorithmen müssen allerdings Veränderungen im Verlauf Rechnung tragen können und werden damit aufwendiger. Sie umfassen nicht mehr nur Techniken mit punktueller Befundfeststellung wie die Bildgebung, sondern zusätzlich fortlaufende Überwachungsverfahren.
Durch erweiterte therapeutische Möglichkeiten erhebt sich die Frage nicht mehr nur nach der Überlebensrate, sondern nach der Überlebensqualität. Zum Beispiel werden derzeit ausgedehnte dekompressive Eingriffe am Hirnschädel mit dem Hinweis auf schlechte klinische Behandlungsergebnisse bei überlebenden Patienten hinterfragt.