Anästhesiologie • Intensivmedizin • Notfallmedizin • Schmerztherapie
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Die Entdeckung der Antibiotika zählt ohne Zweifel zu den Meilensteinen der modernen Medizin. Doch schon Fleming, der Entdecker des Penicillins, warnte in seiner Dankesrede vor dem Nobel-Komitee 1945: “It is not difficult to make microbes resistant to penicillin in the laboratory by exposing them to concentrations not sufficient to kill them, and the same thing has occasionally happened in the body”.
Was damals in der ersten Euphorie als unrealistische Zukunftsvision erschien, ist heute zur bedrohlichen Realität geworden. Die Zahl multiresistenter Erreger (MRE) wächst von Jahr zu Jahr, und Antibiotika werden in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend nicht mehr als lebensrettende Medikamente, sondern als Ursache für Ausbrüche von Infektionen mit multiresistenten Keimen wahrgenommen, die zur Stilllegung ganzer Abteilungen in Krankenhäusern und zum Tod vieler betroffener Patienten führen.
Die Ursachen für diesen Paradigmenwechsel sind vielfältig. Nach wie vor sind Antibiotika in vielen Ländern Südeuropas rezeptfrei erhältlich und werden dementsprechend in großen Mengen trotz fehlender Indikation „over the counter“ verkauft. Nicht überraschend ist daher die Tatsache, dass insbesondere in Ländern mit hohem Antibiotikaverbrauch – z. B. Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland und Italien – bis zu 50 % der Staphylococcus-aureus-Stämme gegen Methicillin und viele andere Antibiotika resistent sind (MRSA). Ein weiteres Problem, auch in Deutschland, ist die Verordnung hochpotenter Antibiotika ohne entsprechende Indikation, z. B. zur Therapie einer Influenza oder sogar banalen Erkältung.
Auch in unseren Kliniken beruht die Gabe von Antibiotika häufig nicht auf einem entsprechenden Keimnachweis oder eindeutigen klinischen Symptomen, sondern auf unspezifischen Änderungen von entzündungsassoziierten Laborwerten. Die Wahl des Präparats wiederum wird historisch tradiert vorgenommen und orientiert sich oft nicht an neuesten Leitlinien und Empfehlungen. Generell gilt daher immer noch: Es werden zu viele und zu breit wirksame Antibiotika verordnet. Was also ist zu tun? Die „Antibiotic Stewardship“ (ABS), also der rationale und evidenzbasierte Umgang mit Antibiotika, bietet vielversprechende Ansätze.
Wie Petra Gastmeier in ihrem Beitrag eindrucksvoll darlegt, kann ein weiterer Anstieg multiresistenter Erreger nicht allein durch Maßnahmen der Krankenhaushygiene wie Händedesinfektion, Screening und Isolation bzw. Verhinderung der Umgebungskontamination verhindert werden. Das Risiko für einen Patienten, im Rahmen seines Krankenhausaufenthalts einen multiresistenten Keim zu erwerben, hängt ganz entscheidend davon ab, in welchem Maße er zuvor Antibiotika erhalten hat.
Eine aktuelle Metaanalyse legt nahe, dass das Risiko für die Infektion mit MRSA im Mittel um den Faktor 1,8 steigt, wenn der Patient zuvor Antibiotika erhalten hatte; für einzelne Präparate konnte aber auch eine Verdreifachung des Risikos gezeigt werden. Demgegenüber stößt die Verhinderung einer Transmission durch hygienische Maßnahmen schnell an ihre Grenzen. Aus hygienischer Sicht sollten demnach endemisch hohe Raten multiresistenter Erreger in erster Linie durch ABS reduziert werden, epidemische Häufungen sollten allerdings überwiegend durch Hygiene und Maßnahmen zur Verhinderung der Transmission kontrolliert werden.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Antibiotic Stewardship: Es ist fünf vor zwölf!
Aus der Zeitschrift AINS 04/2017
Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie
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Von den Grundlagen der Pharmakologie zur Medikamentenpraxis
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