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DMW Walter Siegenthaler Preis 2014

Entwöhnung von der Langzeitbeatmung

Im Jahr 2015 honoriert die Deutsche Medizinische Wochenschrift Dr. Thomas Barchfeld vom Knappschaftskrankenhaus Dortmund und Koautoren mit dem Walter Siegenthaler Preis. Die 2014 in der DMW publizierte Originalarbeit verdeutlicht die Bedeutung spezialisierter Weaningzentren und zeigt, dass dort ein großer Teil der langzeitbeatmeten Patienten erfolgreich entwöhnt werden kann.
Erstautor Dr. Thomas Barchfeld und die Koautoren Dellweg, Böckling, Conze, Kloske, Schürholz, Figge und Köhler vom Krankenhaus Kloster Grafschaft in Schmallenberg präsentierten mit ihrer Arbeit „­Entwöhnung von der Langzeitbeatmung: Daten eines Weaningzentrums von 2007 bis 2011“ die Ergebnisse einer Studie, deren Thematik von großem allgemeinem ­Interesse ist.
Regionale Entwöhnungszentren spielen zunehmend eine wichtige Rolle bei der Entwöhnung langzeitbeatmeter Patienten. Bislang gab es jedoch wenig publizierte Daten zu großen Weaningzentren in Europa.

Barchfeld und Kollegen lieferten mit ihrer retrospektiven Studie Daten aus dem Weaningzentrum Krankenhaus Kloster Grafschaft. Dazu griffen sie auf die 2007 in der Klinik eingeführte Datenbank zurück und erfassten die Daten von Weaningpatienten bis 2011. Zusätzlich erfragten sie die Daten aus den verlegenden Krankenhäusern.


Von 916 Patienten konnten die Daten von 867 ausgewertet werden. 71,1 % (616) davon wurden erfolgreich entwöhnt. Die Beatmungszeit vor Verlegung lag im Median bei 41 Tagen. Die mediane Weaningzeit bis zur Entfernung des Tubus betrug 8 Tage und nach den DRG-Kodierrichtlinien (einschließlich nicht-invasiver Beatmung) 13,4 Tage. Von den 616 Entwöhnten wurden 42 % mit nicht-invasiver Beatmung entlassen. Von den 251 nicht-entwöhnten Patienten starben 144 (16,7 % der Gesamtgruppe), davon 33 % infolge der Grunderkrankung oder Komplikationen. Bei 66 % stand die Palliation im Vordergrund.


Die entwöhnten und nicht-entwöhnten Patienten unterschieden sich nicht bezüglich Alter, Vorbeatmungszeit, Tracheostomazeit, TISS-28- und SAPS-II-Score. Postoperative Patienten wurden etwas häufiger entwöhnt (p < 0,05). Besonderer Wert wird in der Klinik gelegt auf

  • den Anämieausgleich,
  • die hohe Dichte an Physiotherapeuten,
  • die Frühmobilisation mit Schwerpunkt Bronchial-Clearance und
  • die tägliche bronchoskopische Absaugung.

Als Stärken der Studie hoben die Gutachter inbesondere die folgenden Punkte hervor:

  • die Größe, Strukturiertheit und ­Vollständigkeit der zugrundeliegenden Weaning-Datenbank
  • die gute Darstellung der Ergebnisse
  • das klar beschriebene Studiendesign
  • die interessante Thematik und die interessante Datenlage.


Bereits 2002 wurde eine große retrospektive Untersuchung veröffentlicht, in der im selben Weaningzentrum die Überlebensrate der Patienten über einen Zeitraum von 10 Jahren erfasst worden war. Die Erfolgsrate war mit 68 % Entwöhnung nach 6 Tagen auch damals schon relativ hoch. Seit dieser Zeit ist die Zahl der dort jährlich eingelieferten Patienten deutlich angestiegen (ca. 200 / Jahr). Zudem sind die Patienten älter und multimorbider als früher. Mithilfe der 2007 neu eingeführten Datenbank war es den Mitarbeitern um Barch­feld möglich, ihre Ergebnisse mit den Daten der Studie von 2002 zu vergleichen.


Wie die preisgekrönte Arbeit von Barch­feld und Kollegen zeigt, ist die Erfolgsquote bei der Entwöhnung beatmeter Patienten in solchen Zentren sehr viel höher. Mit ihrer Arbeit machen die Autoren deutlich, welche Bedeutung spezialisierte Weaningzentren für die älter werdende Gesellschaft haben.
Herz­lichen Glückwunsch an die Preisträgern des DMW Walter Siegenthaler Preises 2014! Wir wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit!

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