DMW Walter Siegenthaler Preis 2012

Qualitätssicherung in der Mammakarzinom-Nachsorge

In diesem Jahr honoriert die Deutsche Medizinische Wochenschrift Dr. Sven Bornhak und Ko-Autoren vom Diakonieklinikum Stuttgart und der Universität Tübingen mit dem Walter Siegenthaler Preis. Ihre in der DMW publizierte Originalarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachsorge von Brustkrebspatienten.

Erstautor Dr. Sven Bornhak und die Ko-Autoren Heidemann, Meisner, Herschlein, Simon, Merkle, Schmidt, Metzger, Rössle und Brinkmann präsentierten in ihrer Arbeit „Symptomorientierte Nachsorge nach Mammakarzinom im Vergleich zur intensiv-apparativen Nachsorge“ die 10- Jahres-Daten zu einer äußerst anspruchsvollen Studie der Versorgungsforschung mit onkologischen Schwerpunkt.

Ist eine symptomorientierte Nachsorge der intensiv-apparativen Nachsorge beim Mammakarzinom unterlegen? Dies ist die Fragestellung der Untersuchung, die im Rahmen der Feldstudie „Qualitätssicherung in der Mammakarzinom-Nachsorge“ des Onkologischen Schwerpunkts Stuttgart (OSP) durchgeführt wurde. Eine Unterlegenheit bezüglich des Gesamtüberlebens als primärem Endpunkt konnte bereits in einer ersten Analyse 5 Jahre nach Erstoperation ausgeschlossen werden.

Die preisgekrönte Publikation berichtet nun über die 10-Jahres-Überlebensdaten. Zwischen 1995 und 2000 wurden in einer multizentrischen prospektiven Kohortenstudie 670 Brustkrebspatientinnen mit kurativ erstoperiertem Mammakarzinom betreut. Bei 244 Frauen hielt man sich dabei streng an den apparativen Nachsorgeplan. Dieser umfasste halbjährlich Röntgenaufnahmen des Thorax, Lebersonographie und vierteljährlich Laboruntersuchungen einschließlich Tumormarkern wie CEA und CA 15-3. Bei 426 Frauen erfolgte die Nachsorge symptomorientiert, also lediglich nach Veränderung des Allgemeinbefindens (Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Husten, Atemnot, Sehstörungen, Unwohlsein, Fatigue). Für beide Gruppen waren jedoch strukturierte Anamnese, klinische Untersuchung und regelmäßige Mammographien vorgeschrieben. Alle Frauen mit mindestens einer Nachsorgeuntersuchung bis 2005 wurden als Studienteilnehmerinnen gewertet.

In der Gruppe mit symptomorientierter Nachsorge wurden 90 Todesfälle (21,2%) beobachtet und in der Gruppe mit intensiv-apparativer Nachsorge 59 Todesfälle (24,2%). Damit war die symptomorientierte Nachsorge der intensiv-apparativen Nachsorge auch nach 10 Jahren nicht unterlegen. Die geschätzte 10-JahresÜberlebensrate betrug bei symptomorientierter Nachsorge 83,0% vs. 78,5% bei intensiv-apparativer Nachsorge. Der Vergleich mit den 1100 Nichtteilnehmerinnen der Studie, definiert als „Real-World- Kohorte“, zeigt eine signifikant bessere Prognose der Studienteilnehmerinnen (p=0,03).

Die Gutachter der Arbeit hoben als besondere Stärken folgende Punkte hervor:

  • das Design als Multizenter-Studie unter Einbeziehung von Praxen
  • die prospektive Festlegung des Schwellenwertes bezüglich der Überlebenswahrscheinlichkeit
  • den Versuch, den Selektions-Bias, verursacht durch die nicht mögliche Randomisierung, durch Adjustierung für wichtige bekannte Risikofaktoren zu minimieren

Mit dieser Publikation wurde damit ein sehr wichtiger Beitrag zur Nachsorge von Brustkrebspatienten geleistet. Das Projekt der Feldstudie „Qualitätssicherung in der Mammakarzinom-Nachsorge“ des Onkologischen Schwerpunkts Stuttgart e.V. und des Instituts für Medizinische Biometrie der Universität Tübingen ist zudem geeignet, auch zukünftig Daten zu zwischenzeitlich neu eingeführten Diagnose- und Therapiekonzepten und unterschiedlichen Nachsorgestrategien zu generieren.

Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger des DMW Walter Siegenthaler Preises 2012 und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit!

Verlag, Schriftleitung und Redaktion

Die Verleihung des Walter Siegenthaler Preises findet während der Preisträgersitzung beim 119. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden am 8. April 2013 (Rhein-Main-Hallen Wiesbaden) statt.  

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