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Schulgeldfreiheit
Ohne Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten würde die Patientenversorgung nicht funktionieren. Doch die Zahl der Auszubildenden in der Ergotherapie ist laut des Deutschen Verbandes für Ergotherapeuten in den vergangenen zehn Jahren um circa 30 Prozent gesunken. Das Schulgeld ist einer der Gründe, der auch zum Fachkräftemangel beiträgt. Es muss sich etwas ändern.
Frau Junge, eine schulgeldfreie Ausbildung für Ergotherapeuten wird stark diskutiert. Wie soll diese finanziert werden?
Der DVE strebt eine Ausbildungskostenfreiheit an. Es sollen auch die Hochschulen miteinbezogen werden, sodass man beide Ebenen der Bildung in der Ergotherapie berücksichtigt. Wir setzen uns schon sehr lange mit dem Thema auseinander und haben bereits Entwürfe zum Berufsgesetz und zur Ausbildungs- und Prüfungsordnung geschrieben. In denen haben wir pragmatisch festgelegt, dass die Finanzierung der Hoch- und Berufsfachschulen über die Länder geregelt werden sollen, da diese für die Bildung zuständig sind.
Wessen Aufgabe wäre es, diese Umstellung in den Bundesländern durchzuführen?
Es kommt in den Bundesländern auf die schulische Regelung an. In vom Kultus geregelten Ländern, also in Sachsen, Niedersachsen und Bayern, liegt die Verantwortung beim Kultusministerium. In anderen Bundesländern ist es das jeweils zuständige Ministerium im Bereich Gesundheit. Letztlich muss die Politik eine Veränderung initiieren – die Durchführungshoheit liegt bei den zuständigen Ministerien.
Was können Ausbildungsstätten tun?
Ausbildungsstätten können im Vorfeld sehr viel tun, wie zum Beispiel aktiv darauf hinweisen, dass die Schülerzahlen deutlich zurückgehen, dass sie sich kaum finanzieren können oder dass es ein Unding ist, dass eine Ausbildung in Deutschland noch Geld kostet. Wichtig ist hier, laut zu rufen, damit die Politik einen hört. Wenn die Politik die Durchführung anordnet, wird es sicherlich Arbeitsgruppen auf Länderebene geben, und da werden die Schulen angesprochen, um sich zu beteiligen und zu engagieren.
Gibt es bereits konkrete Ideen zur Umstellung in den einzelnen Bundesländern?
Unsere Idee ist es, die Ausbildungskostenfreiheit in einem Bundesgesetz zu verankern – es würde also auf Bundesebene festgesetzt werden. Die Länder sind trotzdem zuständig, da die Ausgestaltung auf Länderebene liegen würde, und hier würde es dann verschiedene Arbeitsgruppen geben.
Niedersachen prüft aktuell, wie die Finanzierung aussehen und geregelt werden kann. Bislang sind alle schulgeldfreien Schulen in Deutschland über das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) finanziert. Diese sind an ein Krankenhaus angeschlossen, welches die Kosten der Schule trägt.
Könnte die Schulgeldfreiheit auch negative Folgen haben?
Ja. Wir kalkulieren derzeit, wie viel Geld eine Hoch- und eine Berufsfachschule brauchen, um finanziert zu sein. Bisher sind die Schulen, die Schulgeld verlangen, mit einem Minimalbetrag finanziert. Aufgrund knapper Schülerzahlen, wollen die Schulen potenzielle Schüler nicht mit zu hohem Schulgeld abschrecken. Viele Schulen signalisieren uns: Sie sind am Limit.
Bei Schulen, die bereits eine hohe Qualität haben, könnte die Qualität abnehmen, da der Staat Kürzungen vornehmen könnte.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Schulgeldfreiheit – „Es ist ein Unding, dass eine Ausbildung in Deutschland noch Geld kostet!“
Aus der Zeitschrift ergopraxis 02/2018

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