Was ist Achtsamkeit?

Bei der Achtsamkeit geht es zunächst darum, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten. Häufig sind wir gedanklich in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Bei einer Achtsamkeitsmeditation beschäftigt man sich ganz bewusst nur mit dem, was gerade im Augenblick gegenwärtig ist.

Es wird geübt, das Hier und Jetzt besser wahrzunehmen und auch, die Aufmerksamkeit zu bündeln und beispielsweise nur auf das zu richten, was man gerade hört oder fühlt. Ein Ziel dieser Übungen ist es, die Aufmerksamkeit dann nach einer Weile des Übens bewusst auf andere Bereiche lenken zu können. Zum Beispiel die Aufmerksamkeit auf das Körpererleben zu richten, wenn man sich in einem Grübelkreislauf verliert, und damit der Gedankenspirale entgegenzuwirken. Unsere Gedanken und alltäglichen Handlungen laufen zu einem Teil automatisiert ab, was teilweise auch hilfreich ist (zum Beispiel beim Autofahren). Auf der anderen Seite können uns diese automatischen Gedanken aber auch behindern oder dazu führen, dass wir uns in bestimmten Situationen schlecht fühlen.

Mitgefühl

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Achtsamkeit beschäftigt sich mit der Haltung, die man sich selbst und anderen gegenüber einnimmt. Bei der Achtsamkeitspraxis geht es darum, eine wohlwollende Haltung sich selbst und anderen gegenüber einzunehmen. Letztlich geht es darum, sich selbst gegenüber Mitgefühl zu entwickeln sowie anzuerkennen, dass man sich in einer objektiv schwierigen Situation befindet und damit, so gut es eben geht, umzugehen versucht. Gelingt es dann tatsächlich, sich selbst besser zu akzeptieren, nimmt auch der Wunsch nach Anerkennung von außen allmählich ab.

Der Bodyscan

Achtsamkeit kann eine unterstützende Maßnahme im therapeutischen Prozess sein. Im Therapieverlauf können beispielsweise bewährte Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie mit Übungen aus dem MBSR-Programm kombiniert werden. Eine zentrale Übung ist hierbei der Bodyscan, bei dem man langsam und systematisch mit der Aufmerksamkeit durch die verschiedenen Körperregionen wandert – von den Zehen bis zum Kopf. Die Übung wird im Liegen durchgeführt. Entscheidend ist hier eine nicht wertende Wahrnehmung; werden Verspannungen und Missempfindungen in bestimmten Körperregionen wahrgenommen, unternimmt« man nichts dagegen, indem man etwa seine Liegeposition verändert. Stattdessen sollen diese Empfindungen aus einer Beobachterposition wahrgenommen und nicht als gut oder schlecht bewertet werden: »Aha, die Schulter fühlt sich verspannt an«, »das Knie schmerzt« oder »der Rücken fühlt sich warm an«. Gelingt das, so kann mithilfe der Achtsamkeitsübungen die Erfahrung gemacht werden, dass Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen kommen und auch von allein wieder gehen, wenn man sie nicht »festhält«.

Während in der Verhaltenstherapie bestimmte Zustände – wie Gedanken oder Gefühle – aktiv verändert werden (sollen), geht es bei den achtsamkeitsbasierten Ansätzen in erster Linie um das Annehmen und Akzeptieren der gegenwärtigen Situation. Interessanter Weise erweist sich die Annahme des gegenwärtigen Zustands oft als erster Schritt zur Veränderung.

Für viele Menschen (depressive und auch nicht depressive) ist Achtsamkeit aber auch eine Lebensschulung und -hilfe, die ganz unabhängig von eventuellen Therapien sinnvoll ist. Wichtig zu betonen ist, dass Achtsamkeitspraxis in keinem Falle einen Therapieersatz darstellt. Wenn Sie an einer Depression leiden, sollten Sie sich unbedingt von einem Arzt und/oder psychologischen Psychotherapeuten behandeln lassen. Die Achtsamkeitsschulung stellt keinen Behandlungsersatz dar.

Quelle

Depressionen bewältigen
Ulrich Hegerl, Svenja NiesckenDepressionen bewältigen

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