Diagnostik: Wie wird Diabetes erkannt?

Gesunde Menschen können so viel Süßes essen, wie sie wollen – sollten sie natürlich trotzdem nicht –, und der Blutzucker wird eine bestimmte Schwelle im Blut nicht überschreiten. Zuckerkranke können größere Zuckermengen jedoch nicht schnell genug verarbeiten. Der Blutzucker steigt rasch an. Wenn die sogenannte Nierenschwelle, die meist bei 160–180 mg/dl Glukose im Blut liegt, überschritten wird, erscheint Zucker im Urin. Die Nieren können den im Primärharn erscheinenden Zucker aus dem Blut nicht mehr vollständig zurückresorbieren. Je höher der Blutzucker, desto mehr Zucker erscheint im Urin – manchmal sind es mehrere Gramm pro Liter. Je mehr Zucker im Urin erscheint, desto mehr Wasser und Elektrolyte, das sind wichtige Mineralien im Blut, werden ausgeschieden. Eine schlechte Blutzuckereinstellung wirkt also wie ein Entwässerungsmittel (Diuretikum) und führt zu Flüssigkeits- und Mineraldefiziten. Bevor es die moderne Labordiagnostik gab, galt übermäßiger Harnfluss mit anschließendem starkem Durstgefühl als eines der ersten und führenden Symptome für eine Zuckerkrankheit. Heute treten diese Symptome eigentlich nur noch bei der Erstmanifestation des Typ-1-Diabetes auf.

Glukosetoleranztest: Meist wird ein Diabetes anlässlich einer Routineuntersuchung beim Arzt oder in der Apotheke entdeckt. Oftmals zeigen sich hier Grenzwerte, die einen Diabetes nicht ganz eindeutig nachweisen, aber auch nicht ausschließen. Um sicher zu sein, kann der Arzt einen »oralen Glukosetoleranztest« durchführen. Steigt der Wert dabei über 180 mg/dl an, liegt eine orale Glukosetoleranzstörung vor – das heißt, größere Zuckermengen kann der Organismus nicht ausreichend schnell verstoffwechseln.

Die Urinuntersuchung auf Blutzucker ergänzt die Diagnostik. Werden dort größere Mengen gefunden, so muss der Blutzucker in den letzten Stunden zumindest zeitweise über der Nierenschwelle gelegen haben. Die Nieren konnten nicht mehr den gesamten Zucker aus dem Primärharn zurückresorbieren. Dieser Rest wurde dann ausgeschieden.

Den Langzeitblutzucker bestimmen: Eine weitere wichtige Untersuchung ist die Bestimmung des HbA1c im Blut. Dabei handelt es sich sozusagen um eine Langzeitblutzuckerbestimmung. Manche Diabetiker haben inzwischen »schlaue« Strategien entwickelt, um ihren Arzt zu überlisten. Natürlich weiß der Patient genau, dass er keine schönen Blutzuckerwerte aufweist, wenn er sich nicht an die Empfehlungen zur Lebensführung hält und Sahnetorte und andere Leckereien isst. Um sich wegen seiner Diätsünden vom Arzt keine »Predigten« anhören zu müssen, ernährt er sich vor einer anstehenden Kontrolle diszipliniert und geht ruhigen Gewissens zum Termin. Dabei täuscht der Diabetiker natürlich nicht nur den Arzt, sondern lügt sich vor allem in die eigene Tasche. Der Arzt hat ja nichts von den guten Werten, sondern der Diabetiker selbst profitiert von »ehrlichen« guten Werten.  

Doch die Ärzte sind auch nicht dumm, sie haben inzwischen labormäßig nachgerüstet. Während der Blutzucker exakt nur die aktuelle Situation beschreibt und der Urinwert annähernd die letzten Stunden beurteilt, gibt der HbA1c-Wert Aufschluss über die letzten Wochen und Monate. Auch wenn der Blutzucker in den letzten Tagen also durch disziplinierte Ernährung sehr gut war, fließen sämtliche Sahnetorten der letzten drei Monate mit in diese Messung ein! Je länger hohe Blutzuckerwerte vorlagen und je höher diese waren, desto höher ist auch der HbA1c-Spiegel. Er lässt sich also sehr gut zur Steuerung der Dauertherapie einsetzen, weitere Infos siehe »Rationale Labordiagnostik«.

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