Leiden durch Tinnitus

Das Leiden durch einen Tinnitus kann vielfältig sein und ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Außerdem können Beschwerden in Abhängigkeit von weiteren Lebensumständen variieren, beispielsweise beruflicher Stress oder familiäre Streitigkeiten. Zudem verfügen einzelne Patienten über unterschiedliche Möglichkeiten, um mit dem tinnitusbedingten Leiden umzugehen. Vielen Betroffenen gelingt es, durch therapeutische Unterstützung mit dem Ohrgeräusch umzugehen und dieses nicht mehr als störend zu empfinden.

Häufigkeit und Bedeutung des tinnitusbedingten Leidens

Ein ausgeprägter Tinnitus, der keine normale Lebensführung mehr zulässt, kommt bei etwa 0,5 Prozent aller Menschen vor. Von diesen Patienten leiden ungefähr 4 Prozent aufgrund des Tinnitus an Schlafstörungen. Je nachdem, ob die Lebensführung durch den Tinnitus beeinträchtigt ist oder nicht, spricht man von einem dekompensierten beziehungsweise kompensierten Tinnitus:

  • Bei einem kompensierten Tinnitus nimmt der Patient das Ohrgeräusch wahr, kann jedoch gut damit umgehen. Es besteht nur ein geringer Leidensdruck. Die Lebensqualität ist nicht wesentlich beeinträchtigt.
  • Bei einem dekompensierten Tinnitus hat das Ohrgeräusch erhebliche negative Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche, beispielsweise Beruf, Familienleben und Hobbys. Zudem können Folgeerscheinungen wie Muskelverspannungen, Angstzustände, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Depressionen auftreten. Der Patient leidet erheblich unter dem Tinnitus, und die Lebensqualität ist deutlich beeinträchtigt. Bei einem dekompensierten Tinnitus mit hohem Leidensdruck können sogar Selbstmordgedanken auftreten.

Einteilung des tinnitusbedingten Leidens

Das Leiden durch einen Tinnitus ist natürlich immer subjektiv und lässt sich nicht objektiv messen. Für Vergleiche zwischen Patienten und Patientengruppen sowie zur Verlaufsbeobachtung bei einzelnen Betroffenen hat sich jedoch folgende Gradeinteilung des tinnitusbedingten Leidens bewährt:

  • Grad 1: kompensiertes Ohrgeräusch, kein Leidensdruck
  • Grad 2: Auftreten des Tinnitus hauptsächlich bei Stille sowie störende Wirkung der Ohrgeräusche bei Stress und körperlichen oder seelischen Belastungen
  • Grad 3: dauerhafte Beeinträchtigungen im privaten und beruflichen Bereich durch den Tinnitus sowie seelische, geistige und körperliche Störungen
  • Grad 4: völlige Dekompensation im privaten Bereich durch den Tinnitus


Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie: Leitlinie Tinnitus. www.phoniatrie-paedaudiologie.com/Informationen/HoersturzTinnitus/assets/AWMFonline-Leitlinie%20HNO-Tinnitus.pdf (Abruf am 09.12.2009)
Probst, R./ Grevers, G./ Iro, H. (Hrsg.): Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Aufl. Thieme, Stuttgart (2008)
Reiß, M. (Hrsg.): Facharztwissen HNO-Heiklunde. Springer, Heidelberg (2009)

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