Macht Östrogen hektisch?

Östrogen ist ein weibliches Sexualhormon, das bei Männern nur in sehr geringen Mengen vorkommt. Es beeinflusst den Körper auf unterschiedliche Weise, denn es hat nicht nur mit der Fortpflanzung zu tun, sondern fördert auch die Knochenbildung und unterstützt die Gesundheit von Herz und Gefäßen. Problematisch wird es dann, wenn bestimmte Östrogenformen gegenüber anderen in den Vordergrund treten.

Östrogen beeinflusst zahlreiche Prozesse
Östrogen kommt nicht nur als Ursache für Wassereinlagerungen infrage, sondern kann auch für Kopfschmerzen (einschließlich Migräne), verstärkte Gerinnungsneigung, abnehmende Libido und Schilddrüsenprobleme verantwortlich sein. Aufgrund seiner Beziehung zu Progesteron kann es das Gefühl begünstigen, dass wir uns bei allem, was wir tun, sputen müssen. Zu viel von einem kleinen Hormon kann also große gesundheitliche Auswirkungen haben.

Das Wechselspiel von Stress- und Sexualhormonen
Dr. Libby erklärt: „Es besteht ein faszinierend enger Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und Stresshormonen, der im Rahmen der Behandlung des Dauerstress-Syndroms von großer Bedeutung ist. Immerhin registrieren neun von zehn Frauen, die zu mir zur Beratung kommen, positive körperliche und gesundheitliche Veränderungen, wenn wir dieses Thema angehen.“

In der ersten Zyklushälfte dominiert das Östrogen. Es regt die Neubildung der Gebärmutterschleimhaut an und sorgt dafür, dass für den Fall einer Empfängnis ausreichend Fettreserven vorhanden sind. In diesem Zeitraum schütten die Nebennieren relativ kleine Mengen Progesteron aus – sagen wir mal zwei fiktive Einheiten. Das Progesteron dient dazu, die Gebärmutterschleimhaut zu erhalten und wirkt darüber hinaus Ängsten, Depressionen und Wassereinlagerungen entgegen. Außerdem fördert es die Verbrennung von Körperfett.

Allerdings werden in den Nebennieren auch Stresshormone erzeugt, und zwar Adrenalin und Cortisol. Adrenalin vermittelt jeder Körperzelle, dass wir in Lebensgefahr sind, auch wenn wir vielleicht nur einen kleinen Ehekrach hatten, in dem ein dummes Wort gefallen ist, weil unser Schatz sich gerade wie ein Versager vorkommt. Männer mit unbewussten Versagensängsten sind meist nicht sehr zuvorkommend – ganz egal, ob wir eine eigentlich unverfängliche Frage gestellt haben oder ob sein Bankkonto gerade nicht die Höhe aufweist, die er als „sicher“ erachtet.

Frauen, die sich zurückgewiesen fühlen, verhalten sich ebenfalls nicht so, wie sie (oder ihre Mitmenschen) es gerne hätten. Das ist keine Ausrede für schlechtes Benehmen, aber doch eine gewisse Erklärung, die das gegenseitige Verständnis fördern könnte. Denn neben den körperlichen Ursachen (zum Beispiel Koffein) gibt es auch emotionale Gründe (man fühlt sich unter Druck oder interpretiert eine Auseinandersetzung als Zurückweisung), welche die Adrenalinproduktion anstoßen und dem Körper das Signal „Lebensgefahr“ vermitteln.

Zudem weiß man, dass Aufgewühltheit dazu führt, dass das Cortisol jeder Körperzelle mitteilt, dass es auf der ganzen Welt nichts mehr zu essen gibt. In solch einem Fall wäre es das Beste, wenn der Körper jetzt Muskeln abbaut und Fett einlagert. In Wahrheit steht natürlich massenweise Essen zur Verfügung und das viele Cortisol im Körper kommt dadurch zustande, dass wir uns unsicher fühlen (aufgrund von Beziehungsstress, finanziellen Problemen oder Sorgen darum, was andere vielleicht von uns halten). Der Körper geht trotzdem davon aus, dass bestimmt eine Hungersnot, eine Überschwemmung oder ein Krieg vorherrschen. Historisch betrachtet sind dies nämlich die einzigen Faktoren für anhaltenden Stress in der Menschheitsgeschichte.

Aus Sicht des Körpers ist Progesteron mit Fruchtbarkeit assoziiert. Wenn er nun glaubt, dass wir in Lebensgefahr schweben und es sowieso nichts mehr zu essen gibt, wäre eine Schwangerschaft das Letzte, was eine Frau gebrauchen kann. Also wird die Progesteronerzeugung in den Nebennieren eingestellt. Somit bleiben Östrogen und Cortisol erhalten – die beiden Hormone, die die Fettspeicherung und die anhaltende Stressreaktion begünstigen. Ihr Gegenspieler aber, das Progesteron, das für Fettverbrennung, Entwässerung und vor allem für Entspannung und Gelassenheit sorgt, geht verloren.

Quelle

Das Rushing Woman Syndrom
Libby Weaver, Imke BrodersenDas Rushing Woman Syndrom

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