Psychotherapie bei Tinnitus

Die Psychotherapie nimmt bei der Therapie des Tinnitus einen hohen Stellenwert ein. Dies geht auch aus der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie hervor, die psychotherapeutische Verfahren sowohl für die Behandlung des subakuten als auch des chronischen Tinnitus empfiehlt. Dahinter steht jedoch nicht die Vorstellung, dass Tinnituspatienten psychisch krank oder gar „verrückt“ wären. Vielmehr bietet die Psychotherapie zahlreiche Möglichkeiten, Techniken zur Bewältigung des belastenden Ohrgeräusches zu erlernen. Zudem steht die Therapie bei einem Psychotherapeuten nicht im Gegensatz zu den eher „organischen“ Behandlungsansätzen, die beispielsweise ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt anwendet. Vielmehr ist es sogar sinnvoll, die „organische“ Therapie in Kombination mit einer Psychotherapie durchzuführen.

Eine Psychotherapie bei Tinnitus ist zudem dann hilfreich, wenn ein Patient mit Tinnitus zusätzlich an einer seelischen Erkrankung leidet, die sich wiederum negativ auf das Ohrgeräusch auswirkt (und die umgekehrt durch das Ohrgeräusch eine Verstärkung erfährt). In diesem Fall ist die Psychotherapie nicht ausschließlich auf die Bewältigung des Tinnitus ausgerichtet, sondern zielt zudem auch auf die psychotherapeutische Behandlung einer seelischen Erkrankung wie beispielsweise einer Depression oder einer Angststörung ab. Eventuell kann begleitend der Einsatz von Medikamenten sinnvoll sein.

Durchführung einer Psychotherapie bei Tinnitus

Ein geeigneter Psychotherapeut zur Mitbehandlung eines Tinnituspatienten kann meistens vom behandelnden Hals-Nasen-Ohren-Arzt empfohlen werden. Zudem erstellt die Deutsche Tinnitus-Liga Listen von Behandler-Teams aus Fachärzten für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Psychotherapie. Unter anderem folgende Verfahren kommen bei der Psychotherapie des Tinnitus erfolgreich zum Einsatz:

  • Entspannungsverfahren, die bei der Bewältigung des Tinnitus helfen
  • Tinnitusdesensibilisierungstherapie, deren Ziel in einer Gewöhnung an das Ohrgeräusch besteht
  • lerntheoretische Verfahren, welche die Bewältigungsfertigkeiten des Patienten verbessern
  • psychodynamische Ansätze, die sich der hinter dem Tinnitus stehenden seelischen Belastung widmen
  • kognitive Therapien, die an den Einstellungen und Bewertungen des Patienten bezüglich seines Ohrgeräusches ansetzen


Quellen:
Biesinger, E.: Tinnitus – Endlich Ruhe im Ohr. Trias, Stuttgart (2013)
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie: Leitlinie Tinnitus. 
www.phoniatrie-paedaudiologie.com/Informationen/HoersturzTinnitus/assets/AWMFonline-Leitlinie%20HNO-Tinnitus.pdf  (Abruf am 09.12.2009)
Hesse, G.: Tinnitus. Thieme, Stuttgart (2008) Reiß, M (Hrsg.): Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg (2009)

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