Was ist eine Phonophobie?

Phonophobie lässt sich mit „Angst vor Geräuschen“ übersetzen. Dabei ist der Begriff „Angst“ eigentlich etwas zu stark, denn bei der Phonophobie handelt es sich eher um eine Abneigung gegenüber bestimmten Geräuschen. Dabei sind diese Geräusche individuell sehr unterschiedlich. Beispielsweise reagieren Kindergärtnerinnen nach einem anstrengenden Arbeitstag empfindlicher auf weitere laute Kinderstimmen, wohingegen eine Sekretärin eher gegenüber dem Klingelton des Telefons oder dem Lüftergeräusch des Computers eine Phonophobie entwickelt.

Die Phonophobie ist nicht auf bestimmte Frequenzen ausgerichtet, dass heißt es besteht keine generelle Abneigung gegenüber bestimmten Tonlagen. Vielmehr entwickelt sich eine Phonophobie, weil mit einem bestimmten Geräusch eine negative Erfahrung verbunden ist, beispielsweise die Beanspruchung einer Erzieherin durch die Kindergartenkinder oder die Belastung einer Sekretärin durch zahlreiche Anrufe und die begleitende Computerarbeit. Andere Geräusche mit einer vergleichbaren Frequenz werden in der Regel nicht als belastend empfunden und lösen entsprechend auch keine Phonophobie aus.

Entstehung und Behandlung der Phonophobie

Eine Phonophobie entsteht als Reaktion auf ein Geräusch, welches mit einer negativen Erfahrung verbunden ist. Zunächst wird das betreffende Geräusch lediglich als unangenehm empfunden. Im weiteren Verlauf der Phonophobie entwickelt sich eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Geräusch, sodass es mit zunehmender Dauer der Phonophobie bei immer geringeren Lautstärken als überlaut, schädigend oder bedrohlich wahrgenommen wird. Dies kann unter Umständen zu einem immer ausgeprägteren Vermeidungsverhalten führen, beispielsweise in Form häufiger Krankmeldungen. Wenn eine Phonophobie weiter voranschreitet, werden nicht nur immer leisere Geräusche als unangenehm empfunden, sondern das Spektrum der auslösenden Geräusche weitet sich aus. Das bedeutet, dass bei zunehmender Phonophobie beispielsweise nicht nur Kinderlärm oder Telefonklingen und Computergeräusche als unangenehm wahrgenommen werden, sondern auch laute Erwachsenenstimmen oder andere Bürogeräusche. Im Extremfall entwickelt sich aus einer „einfachen“, auf ein bestimmtes Geräusch ausgerichteten Phonophobie eine allgemeine Hyperakusis. Die Behandlung der Phonophobie ist entsprechend an die Therapie der Hyperakusis angelehnt.


Quelle:
Hesse, G.: Tinnitus. Thieme, Stuttgart (2008)

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