Tinnitus und Schweregradbeurteilung

Ein Schweregrad sagt aus, wie ausgeprägt ein Symptom ist, beispielsweise ein Tinnitus. Eine Einteilung in Schweregrade ist aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll. Zum einen kann sich der behandelnde Arzt einen Eindruck vom Leidensdruck des Patienten verschaffen, und auf der Basis einer Veränderung des Schweregrades während einer Therapie ist es möglich, die Wirksamkeit einzelner Therapieformen zu beurteilen. Zum anderen ist es für groß angelegte Tinnitusstudien mit mehreren Patientengruppen hilfreich, für Vergleiche verschiedener Gruppen den jeweiligen Schweregrad zu betrachten.

Bei Tinnitus hat sich eine Einteilung in vier Schweregrade bewährt. Da es sich beim Tinnitus um ein subjektives, nur vom Patienten wahrnehmbares Ohrgeräusch handelt, ist dieses auch nicht objektiv messbar. Daher fließen in die Schweregradbeurteilung auch die Auswirkungen des Ohrgeräusches auf das Leben des Patienten ein. Im Einzelnen unterscheidet man bei Tinnitus folgende Schweregrade:

  • Schweregrad 1: kompensiertes Ohrgeräusch ohne Leidensdruck
  • Schweregrad 2: Wahrnehmung des Tinnitus insbesondere bei Stille, außerdem störende Wirkung des Ohrgeräusches bei Stress und körperlichen oder seelischen Belastungen
  • Schweregrad 3: dauerhafte tinnitusbedingte Beeinträchtigungen im privaten und beruflichen Bereich, zusätzlich seelische, geistige und körperliche Störungen
  • Schweregrad 4: völlige tinnitusbedingte Dekompensation im privaten Bereich

Tinnitus-Schweregrade in Abhängigkeit von der Tinnitusbewältigung

In der Praxis wird der Tinnitus häufig danach unterschieden, ob er kompensiert oder dekompensiert ist. Auch dies entspricht einer Einteilung in zwei Schweregrade. Diese beiden Schweregrade sind unter anderem wichtig, um die Auswirkungen des Tinnitus auf den einzelnen Patienten abzuschätzen und um jeweils einen individuellen Therapieplan zu erstellen Die beiden Schweregrade „kompensierter Tinnitus“ und „dekompensierter Tinnitus“ unterschieden sich wie folgt:

  • kompensierter Tinnitus (geringer Schweregrad): Wahrnehmung des Tinnitus, aber nur geringer Leidensdruck und keine Beeinträchtigung der Lebensqualität
  • dekompensierter Tinnitus (hoher Schweregrad): Erhebliche negative Auswirkungen des Tinnitus auf sämtliche Lebensbereiche, außerdem Auftreten von Folgeerscheinungen wie Muskelverspannungen, Angstzustände, Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Depressionen


Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie: Leitlinie Tinnitus. www.phoniatrie-paedaudiologie.com/Informationen/HoersturzTinnitus/assets/AWMFonline-Leitlinie%20HNO-Tinnitus.pdf (Abruf am 09.12.2009)
Probst, R./ Grevers, G./ Iro, H. (Hrsg.): Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Aufl. Thieme, Stuttgart (2008)
Reiß, M. (Hrsg.): Facharztwissen HNO-Heiklunde. Springer, Heidelberg (2009)

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