Ist Tinnitus ein Syndrom?

Ein Syndrom ist laut Medizin-Lexikon „ein Muster multipler Anomalien, die bekannter- oder vermutetermaßen ursächlich verbunden sind“. Damit ist gemeint, dass es sich bei einem Syndrom um das Auftreten mehrerer (multipler), ursächlich miteinander in Zusammenhang stehender Gesundheitsstörungen (Anomalien) handelt. Beispielsweise treten beim sogenannten Neuroleptika-Syndrom bestimmte Bewegungsstörungen und anderen Symptome auf, wobei die Ursache in der Gabe von Neuropleptika besteht, die als Medikamente bei verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern eingesetzt werden. Da beim Tinnitus zunächst nur ein einziges Krankheitszeichen auftritt, nämlich das Ohrgeräusch, besteht hier laut der Definition kein Syndrom.

Beim Tinnitus handelt es sich nicht um ein Syndrom nach der oben genannten Definition, sondern vielmehr um ein Symptom. Ein Symptom ist ein Krankheitszeichen, das heißt es ist Ausdruck einer zugrunde liegenden Erkrankung. Dabei kommen für das Symptom „Tinnitus“ verschiedene Erkrankungen als Ursache infrage, beispielsweise ein Hörsturz oder Blutgefäßerkrankungen – häufig lässt sich allerdings auch keine konkrete Ursache des Ohrgeräusches feststellen. Ein Tinnitus als Symptom einer Erkrankung ist daher keine eigenständige Diagnose und auch kein Syndrom.

Tinnitus-Syndrom

Gelegentlich wird das Krankheitsbild eines chronischen dekompensierten Tinnitus als „Tinnitus-Syndrom“ bezeichnet. Dieses Syndrom zeichnet sich dadurch aus, dass die Lebensqualität der Betroffenen aufgrund des Tinnitus deutlich beeinträchtigt ist und dass ein ausgeprägter Leidensdruck besteht.

Beim Tinnitus-Syndrom ist das Merkmal eines Syndroms laut der Lexikon-Definition erfüllt: Es liegen mehrere Symptome vor. Beim Tinnitus-Syndrom bestehen neben dem Ohrgeräusch nämlich weitere Symptome, beispielsweise sozialer Rückzug, ausgeprägte Sorgen und Ängste, Schlafstörungen und Depressionen.

Bei vielen Betroffenen ist es möglich, das Tinnitus-Syndrom in einen kompensierten Tinnitus zu überführen und damit die negativen Auswirkungen des Ohrgeräusches auf die verschiedenen Lebensbereiche deutlich zu reduzieren.


Quellen:
Hesse, G.: Tinnitus. Thieme, Stuttgart (2008)
Hoffmann-La Roche AG, Urban & Fischer (Hrsg.): Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl. Urban & Fischer, München (2003)
Probst, R./ Grevers, G./ Iro, H. (Hrsg.): Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, 3. Aufl. Thieme, Stuttgart (2008)
Reiß, M. (Hrsg.): Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg (2009)
Schildt, A.: Tinnitus und Morbus Menière – Zum Stand medizinischer und psychologischer Behandlung. www.dr-axel-schildt.de/4_publ/tin_mor/mor1.htm (Abruf am 28.01.2010)

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