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Betreuung von Früh- und Neugeborenen - Teil 1
Im Gegensatz zu einem reif geborenen oder gesunden Kind wird ein zu früh oder krank geborenes Kind – in Abhängigkeit vom Schweregrad – mehr oder minder lange stationär behandelt. Dies zieht in der Regel erhebliche Belastungen für die gesamte Familie nach sich.
Neben der Sorge um die Gesundheit betrifft dies auch den organisatorischen und finanziellen Aufwand, den es für Familien bedeuten kann, das Kind in der Klinik zu begleiten. Die individuelle Lebenslage der betroffenen Familie kann eine Ressource sein und viele unterstützende Faktoren bieten. Es können jedoch auch diverse ungünstige Einflussfaktoren vorliegen, die die Bewältigung dieser Herausforderungen erschweren. Dies gilt gleichermaßen für die Geburt eines kranken oder behinderten Kindes wie für die Geburt eines Frühgeborenen. Auch wenn sich folgende Ausführungen auf die zu frühe Geburt eines Kindes beziehen, sind sie ebenso auf die Geburt eines kranken Babys übertragbar.
Prävalenz
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten die Rate der Frühgeburten stetig angestiegen war, liegt sie seit einigen Jahren relativ konstant bei 9 %. Das bedeutet, dass in Deutschland jedes Jahr, trotz aller geburtsmedizinischen Bemühungen, rund 60.000 Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Hebammen treffen somit im Rahmen der Wochenbettbetreuung immer wieder auf Wöchnerinnen mit zu früh geborenen Kindern.
Ursachen
Die Ursachen für eine Frühgeburt sind vielfältig und bis heute nicht abschließend geklärt. So sind Frühgeburten eine Folge von vorzeitigen Wehen oder vorzeitigem Blasensprung sowie von indizierten Geburtseinleitungen aufgrund von mütterlichen oder fetalen Erkrankungen. Der Anstieg von Frühgeburten wird von Geburtsmedizinern mit der Zunahme von Mehrlingsschwangerschaften, bedingt durch Sterilitätsbehandlungen, sowie mit vermehrten vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigungen aufgrund medizinischer Indikationen erklärt.
Definition und Klassifikation
Die WHO unterteilt Frühgeborene in Abhängigkeit vom Gestationsalter in drei Kategorien:
- Extremely preterm < 28 SSW
- Very preterm 28 - <32 SSW
- Moderate or late preterm 32 - 37 SSW
Die international verwendete Klassifikation nimmt demgegenüber eine Einteilung nach Geburtsgewicht vor, was eine Unterscheidung von Kindern mit niedrigem Gestationsgewicht und -alter allerdings nicht mehr zulässt:
- LBW (low birth weight) < 2500g
- VLBW (very low birth weight) < 1500g
- ELBW (extremely low birth weight) < 1000g
Die Bundesauswertung der Geburtshilfe unterteilt ihre Daten sowohl nach Gestationsalter (gemäß WHO-Einteilung) als auch nach Geburtsgewicht.
Medizinische Versorgung von Frühgeborenen in Deutschland
Die Überlebenschancen zu früh geborener Kinder haben sich aufgrund von Fortschritten in der Perinatalmedizin in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Ursächlich hierfür sind neben der verbesserten vorgeburtlichen Überwachung die Förderung der kindlichen Lungenreife mittels Surfactantpräparaten sowie differenzierte Beatmungstechniken. Neben diesen Faktoren kommt der Zentralisation der Behandlung in Perinatalzentren eine große Bedeutung zu: Zur Gewährleistung einer optimalen Behandlungsqualität von Frühgeborenen wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) ein Stufenkonzept für Perinatalzentren entwickelt. Dieses regelt, welche Kriterien Perinatalzentren zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen oder von sehr kleinen Frühgeborenen erfüllen müssen. Hierzu zählen sowohl die personelle Aufstellung und technische Ausstattung als auch räumliche Voraussetzungen. Seit der jüngsten Überarbeitung sieht der Beschluss die in dargestellte Einteilung der Versorgungsstufen vor. Mit dem Stufenkonzept soll sichergestellt werden, dass z. B. Erfahrung, Expertise, optimale medizinische, pflegerische und psychosoziale Versorgung gewährleistet sind. Jedoch geht diese Zentralisierung zulasten einer wohnortnahen Versorgung und stellt die Eltern vor weitere Probleme.
Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag: Betreuung von Frühgeborenen und Neugeborenen mit Erkrankungen von Schwangerschaft bis Wochenbett
Aus der Zeitschrift: Die Hebamme 03/2019
