EUR [D] 98Inkl. gesetzl. MwSt.
Fruchtwasserembolie
Die Fruchtwasserembolie (FWE) ist mit einer Inzidenz von 2-8/100.000 Geburten zwar eine seltene, aber für Mutter und Kind immer lebensbedrohliche Komplikation: Die mütterliche Sterblichkeit liegt bei 13,5 bis 70 %, die perinatale Mortalität bei 7 bis 38 %. Insbesondere bei einer antenatalen FWE (55 bis 76 % der Fälle) ist die Hebamme häufig die erste, die mit den Symptomen einer FWE konfrontiert wird. Ihr kommt daher eine Schlüsselrolle vor allem in der raschen, unter Umständen lebensrettenden Diagnosestellung zu.
Fallbeispiel einer lebensbedrohlichen Komplikation in der Geburtshilfe
Frau J. freute sich mit ihren 39 Jahren auf ihr drittes Kind. Vorausgegangen waren zwei unkomplizierte Spontangeburten. Aus ihrer Vorgeschichte waren Asthma bronchiale sowie diverse Allergien (z. B. Hausstaub, Penicillin) bekannt. Frau J. hatte in der 38. SSW eine milde Präeklampsie entwickelt und wurde daher zur Geburtseinleitung in die Klinik eingewiesen.
Hebamme Frau M. und Assistenzarzt Dr. L. (zurzeit im 3. Weiterbildungsjahr) erwarteten sie schon im Kreißsaal. Die Aufnahmeuntersuchung ergab ein unauffälliges CTG, Blutdruck 145/95 mmHg, Teststreifen: Eiweiß ++, Zervix 2 cm lang, Muttermund Fingerkuppe einlegbar, Ultraschall: Junge in Schädellage, normale Fruchtwassermenge, Plazenta unauffällig.
Nach dem Aufklärungsgespräch über die Geburtseinleitung entschied man sich für eine vaginale Applikation von Prostaglandin-E2-Gel. „Die Einleitung dürfte keine Probleme machen, Sie haben ja bereits zwei Kinder auf natürlichem Wege zur Welt gebracht“, beruhigte Dr. L. Frau J. Es war 10.00 Uhr, als das erste Prostaglandin-Gel eingelegt wurde.
Frau J. hatte keine Angst vor der Geburtseinleitung, sie freute sich jetzt auf ihren kleinen Sohn, der Carlo heißen sollte. Alles lief wie geplant: Zwei Stunden nach der Prostaglandin-Gabe bekam Frau J. zunehmend Wehen, die sie gut veratmen konnte. Dann ließen bei einer Muttermundsweite von 2–3 cm die Wehen wieder nach. Das geburtshilfliche Team entschied sich, Oxytocin je nach Wehentätigkeit in ansteigender Dosierung intravenös zu geben. Gegen 15.00 Uhr kam es bei einer Muttermundsweite von 4–5 cm und fest eingestelltem kindlichen Köpfchen und bis dahin unauffälligem CTG zum spontanen Blasensprung … Und dann passierte es sozusagen „aus heiterem Himmel“.
Gerade hatte sich Frau J. noch mit Hebamme Frau M. über mögliche Namen des Sohnes unterhalten, da durchfuhr sie plötzlich ein Kältegefühl und ein Kribbeln im ganzen Körper.
Hinzu kamen „Lichtblitze“ vor den Augen, sie spürte eine große Unruhe und ein zunehmendes Druckgefühl in der Brust. Am schlimmsten aber waren die jetzt einsetzende Kurzatmigkeit und Atemnot. Dann konnte Frau J. die Stimme von Hebamme Frau M. nicht mehr hören. „Frau J., können Sie mich verstehen?“, rief Frau M. und rüttelte an Frau J.s Schultern. Sie bemerkte trotz ihrer Aufregung sofort, dass etwas nicht stimmte. In diesem Augenblick steckte ihre Kollegin Hebamme Frau S. den Kopf durch die Tür des Entbindungszimmers. „Benachrichtige sofort Dr. L. und Oberarzt Dr. K., auch am besten gleich den diensthabenden Oberarzt der Anästhesie. Die Patientin ist bewusstlos!“, fuhr es aus Hebamme Frau M. heraus.
Lesen Sie den vollständigen Beitrag Fallbeispiel einer lebensbedrohlichen Komplikation in der Geburtshilfe.
Aus der Zeitschrift Die Hebamme 05/2016

Buchtipps

EUR [D] 41,99Inkl. gesetzl. MwSt.

EUR [D] 29,99Inkl. gesetzl. MwSt.