vermeiden - erkennen - behandeln
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Die Überwachung der Hyperbilirubinämie beschäftigt viele Hebammen. Immerhin war der teuerste Fall, den eine Haftpflichtversicherung für eine Hebamme im Wochenbett bezahlen musste, nach einem nicht erkannten Kernikterus. Dr. Monika Berns referierte beim 6. Forum Geburtshilfe in Kassel, wie Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen erkannt und behandelt werden kann.
Leider gibt es nicht zu allen Faktoren der Hyperbilirubinämie Evidenzen, weshalb beispielsweise die Grenzwerte willkürlich festgelegt sind. Recht gut belegt ist allerdings, ab wann ein Kernikterus entsteht. Aber ob eine Fototherapie wirklich bei 20 beginnen sollte oder vielleicht schon bei 18 – hier ist der Übergang fließend. Da ein Ikterus gefährlich werden kann, ist es unumgänglich, Grenzwerte festzulegen. Für Frühgeborene liegt diese Grenze niedriger (Berechnungsformel siehe Therapie/Fototherapie).
Bei einem Wert von über 25 reicht eine Fototherapie nicht mehr aus und eine Austauschtransfusion wird nötig. Das betrifft etwa jedes 1.000. Kind. Von diesen Kindern haben wiederum 10 % einen Bilirubinwert über 30 mg/dl – also jedes 10.000. Kind – und davon erleiden wiederum rund 10 % einen Kernikterus (jedes 100.000. Kind). Von diesen Kindern stirbt jedes 10. Kind an einem Kernikterus. Das Risiko ist also etwa 1:1.000.000.
Leider gibt es in Deutschland für den Kernikterus kein Register. Lediglich wurde in den Jahren 2003 bis 2004 eine sogenannte ESPED-Erhebung (ESPED = Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland) durchgeführt – an der Kliniken teilnehmen konnten, aber nicht mussten. Die Erhebung gibt eine Zahl von 6,3 Fällen pro 1.000.000 Geburten an. Das entspricht 1:150.000.
Am Bilirubinstoffwechsel sind verschiedene Kreisläufe und Prozesse beteiligt, die recht komplex ineinandergreifen: Da gibt es den Abbau der Erythrozyten, bei dem Bilirubin entsteht, Hämoglobin zerfällt also in Bilirubin. Beim Neugeborenen beträgt die Lebensdauer der Erythrozyten lediglich 70 Tage, beim Erwachsenen sind das 120 Tage. Diese kurze Lebenszeit trägt mit dazu bei, dass am Anfang relativ viel Bilirubin anfällt. Hinzu kommt, dass die Leber, die das abbauen soll, ihre Aktivität (genau genommen das Enzym Glukuronyltransferase) verzögert aufnimmt – also anfangs noch recht langsam arbeitet. Und je unreifer das Kind ist, desto länger dauert es, bis die Glukoronyltransferase ihre Arbeit vollständig aufgenommen hat. Das ist aber nicht der Hauptgrund für eine Hyperbilirubinämie, denn dieser Prozess findet bei allen Kindern statt. Möglicherweise hat es einen evolutionären Vorteil, dass der Bilirubin-Wert am Anfang steigt. Denn nach der Geburt kommt es zu einem Anstieg der Sauerstoffkonzenration im Blut auf die beim Menschen bekannten Werte. Der Fetus lebt intrauterin in einer physiologischen Hypoxie. Bei diesem Anstieg kommt es zur Entstehung von Sauerstoffradikalen, die im Blut abgefangen werden müssen. Dafür sind Redoxsysteme zuständig und Bilirubin stellt eines dieser Redoxsysteme dar.
Ein weiterer Teil des Bilirubinstoffwechsels ist der enterohepatische Kreislauf. In diesen können Hebammen und Ärzte eingreifen – schon bevor eine Fototherapie notwendig wird. Das ist in der neuen Leitlinie ausdrücklich vorgesehen.
Das Billirubin greift alle Zellen im Körper an, besonders gefährdet sind die Neuronen im Gehirn.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Hyperbilirubinämie beim Neugeborenen: erkennen, abgrenzen, behandeln
Aus der Zeitschrift Die Hebamme 04/2017
Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf
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