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Eine Handvoll Leben – die Initiative Regenbogen Glücklose Schwangerschaft e. V.
Es war noch nie selbstverständlich, dass eine Schwangerschaft mit der Geburt eines gesunden Kindes endete. Deshalb entwickelten Menschen in den unterschiedlichsten Kulturen ganz verschiedene Rituale, um mit dem frühzeitigen Tod eines Kindes umgehen zu lernen. Zumindest im europäischen Raum schien es seit Beginn des 20. Jahrhunderts üblich zu sein, dass Eltern nach dem Tod ihres Kindes in Sprachlosigkeit und Kummer verharrten. Es fehlte an Verständnis und Unterstützung für die Betroffenen. Das begann sich in Deutschland erst Anfang der 1980er-Jahre zu ändern, als die Selbsthilfegruppe Regenbogen gegründet wurde.
Nachdem Barbara Künzer-Riebel und Regine Schreier aus persönlicher Betroffenheit 1983 die Selbsthilfegruppe gegründet hatten, ging es in den ersten Jahren hauptsächlich darum, Gesprächskreise zu etablieren, Infomaterial für betroffene Eltern zu erstellen und Fortbildungen auf Hebammentagungen zu halten.
Im Vordergrund dieser Öffentlichkeitsarbeit stand der Wunsch, in Kliniken, bei Ärzten und Hebammen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es den Eltern eines verstorbenen Kindes nicht hilft, wenn das Ereignis verschwiegen wird. So wurde 1986 erstmals ein sogenannter Wunschzettel für den Bereich Gynäkologie / Kreißsaal herausgegeben, der u. a. darum bittet, dass betroffene Eltern ihr verstorbenes Kind sehen und halten dürfen sowie ein Foto von ihm bekommen. Diese Forderung löste großes Unverständnis in den Kliniken aus. Denn zu diesem Zeitpunkt sah die Gesetzeslage vor, dass Babys unter 1000 g Geburtsgewicht nicht bestattet werden durften. Inzwischen wurde das Personenstandsgesetz so geändert, dass Kinder ab einem Geburtsgewicht von 500 g erfasst und auch mit Namen ins Familienbuch eingetragen werden können.
Professionalisierung
1987 schlossen sich die Selbsthilfegruppen „Regenbogen“ und „Glücklose Schwangerschaft“ zusammen. 1990 wurden sie als gemeinnütziger Verein „Initiative Regenbogen Glücklose Schwangerschaft“ eingetragen. 2015, zum 25-jährigen Vereinsjubiläum, konnten die Mitglieder auf eine Vielzahl von Aktionen und Petitionen zurückblicken. Immer wieder führte der Verein Umfragen in deutschen Kliniken durch, um herauszufinden, wie Hebammen und Ärzte mit fehl- und totgeborenen Kindern umgehen, ob es Veränderungen und den Wunsch nach Unterstützung gibt. Aus diesen Umfragen resultierten Infomappen, die der Verein den Kliniken zur Verfügung stellt. So wurden z. B. 1995 rund 200 Infomappen an Kreißsäle verteilt. Auch eine regelmäßig aktualisierte Elternmappe ist erhältlich. Sie bietet den Betroffenen die Möglichkeit, alle wichtigen Dinge rund um ihr totes Kind aufzubewahren.
Breite Unterstützung
Aus der ehemals kleinen Selbsthilfegruppe ist mittlerweile eine professionelle Initiative geworden. Mit zahlreichen Informationsbroschüren unterstützt sie nicht nur Betroffene, sondern auch professionelle Begleiter. Der Verein vermittelt Kontakte zu anderen betroffenen Eltern, hilft bei der Initiierung lokaler Gesprächsgruppen, unterstützt bei der Planung und Finanzierung neuer Gräberfelder und ist kontinuierlich politisch aktiv.
Die Webseite ist prall gefüllt mit Informationen zu Bestattungsmöglichkeiten, Rechten von betroffenen Eltern, Obduktion, Trauer und Trauerbewältigung, Literaturhinweisen sowie Kontaktmöglichkeiten zu Gesprächsgruppen und anderen Ansprechpartnern. Auch Hebammen, die zum ersten Mal oder wiederholt eine Familie mit einem tot geborenen Kind begleiten, finden hier vielfältige Unterstützung.
Aus der Zeitschrift: Die Hebamme 05/2019

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