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Masernimpfung schützt auch vor anderen Infektionen
Das Ende 2019 eingeführte Masernschutzgesetz sieht vor, dass alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Eintritt in Kindergarten oder Schule die von der STIKO empfohlene Masernimpfung vorweisen müssen. Aktuell liefern zwei amerikanische Studien neue Argumente.
Schon lange beobachten Mediziner, dass Kinder nach einer Masernerkrankung anfälliger für Infektionen sind. Epidemiologische Studien fanden unerklärbar erhöhte Mortalitäts- und Morbiditätsraten noch lange nach der Erkrankung. Teams der Harvard Medical School in Boston und des Wellcome Sanger Institutes in Cambridge fanden nun den Grund heraus. Die Forscher werteten dazu Blutproben von 77 Kindern aus den Niederlanden aus, die 2013 an Masern erkrankt waren. Sie nahmen jeweils eine Probe vor der und zwei Monate nach der Erkrankung und verglichen diese mit Blutproben von geimpften und nicht geimpften Kindern, die nicht an Masern erkrankt waren. Mit dem sog. VirScan-Verfahren untersuchten sie das Blut der Kinder auf spezifische Antikörper, die das Immunsystem bildet, wenn der Körper durch eine Erkrankung oder Impfung mit bestimmten Erregern in Kontakt kommt. Dabei konnten sie nachweisen, dass die Kinder nach einer Maserninfektion im Durchschnitt 40 % ihrer spezifischen Antikörper verloren hatten. Das erklärt die geschwächte Immunabwehr nach der Masernerkrankung und die Anfälligkeit für andere Infektionen. Die Viren regten die Bildung neuer, naiver Gedächtniszellen an, die noch keine abzuwehrenden Erreger kannten.
Wie dieses Löschen des Immungedächtnisses funktioniert, untersuchte das zweite Forscherteam mit einer Genanalyse von B-Zellen aus Blutproben von an Masern erkrankten Kindern. Diese Gedächtniszellen steuern bei ihnen bekannten Erregern die Produktion der passenden Antikörper. Die Analyse ergab, dass die Masernviren nach einer Infektion B-Gedächtniszellen zerstören, die bereits auf Erreger programmiert waren. So geht auch ein bestehender Impfschutz gegen andere Erkrankungen wie z. B. Grippe verloren. Wie die Studien weiter ergaben, blieben Gedächtniszellen und Antikörper erhalten, wenn die Kinder bei der gängigen MMR-Impfung erstmals mit in ihrer Virulenz abgeschwächten Viren in Kontakt kamen. In diesem Fall nahmen die Abwehrzellen sogar zu. Daher plädieren die Forscher für die Impfung, da sie auch vor anderen Infektionskrankheiten schützt.
Quellen: Science 2019, DOI: 10.1126 / science.aay6485 und Science Imunology 2019, DOI: 10.1126 / sciimmunol.aay6125
Aus der Zeitschrift: Die Hebamme 01/2020

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