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Medikamentöse Behandlung psychischer Störungen in Schwangerschaft und Stillzeit

Psychische Störungen in der Peripartalzeit treten als Erstmanifestation oder als Rezidiv bzw. Verschlechterung einer vorbestehenden Symptomatik auf. Bleiben sie unbehandelt, ergeben sich aus der mütterlichen Erkrankung Risiken für die fetale und kindliche Entwicklung sowie Geburtskomplikationen.

In einer individuellen sorgfältigen Risiko-Nutzen-Abwägung sind diese einer möglichen kindlichen Gefährdung durch teratogene oder fetotoxische Eigenschaften einer medikamentösen Therapie oder einer unbeabsichtigten Verabreichung über die Muttermilch gegenüberzustellen. Mittlerweile hat sich die Datenlage zur Beurteilung einer psychopharmakologischen Behandlung während Schwangerschaft und Stillzeit deutlich gebessert. Da eine Schwangerschaft oft erst spät in der 7.-9. SSW entdeckt wird, wenn die vulnerable Phase der Organogenese weitgehend abgeschlossen ist, sollte ein vorschnelles Absetzen oder Umstellen der Psychopharmaka bei Kenntnis einer Schwangerschaft vermieden werden. Die Rückfallrate kann hierdurch um das Zwei- bis Dreifache erhöht sein. Viele Psychopharmaka gelten inzwischen als relativ sicher in Schwangerschaft und Stillzeit, wobei Valproat und Paroxetin eine Ausnahme darstellen. Die Sicherheit lässt sich durch die Berücksichtigung bestimmter Regeln erhöhen.

Prävalenz psychischer Erkrankungen in der Peripartalzeit

Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Peripartalzeit. Sie können erstmals während der Schwangerschaft, dem Wochenbett oder der Stillzeit auftreten oder ein Rezidiv einer vorbestehenden psychischen Erkrankung sein.

50–85 % aller Mütter erleben in den ersten 14 Tagen nach der Geburt ein Stimmungstief, den sog. Babyblues. Meist tritt dieser zwischen dem 3.-5. Tag für wenige Stunden bis maximal 3 Tage auf und benötigt keine spezifische Behandlung. Er erhöht jedoch das Risiko für postpartale Depressionen bzw. kann in sie übergehen.

Bei 10–20 % der Mütter besteht eine manifeste Depression oder eine Angststörung, wobei die antenatale Depression noch häufiger sein soll.

Die Zwangsstörung ist die zweithäufigste psychische Störung schwangerer Frauen. Für die perinatale Zwangsstörung wird eine Prävalenz von 2–40 % beschrieben.

Postpartale Psychosen sind die schwerste Erkrankungsform. Sie treten bei 0,1–0,2 % der Frauen auf. Dem klinischen Bild nach ähneln sie oft einer schizoaffektiven Störung, aber auch hirnorganisch bedingte Auffälligkeiten als Geburtsfolgen sind zu sehen. Suizidales Verhalten oder Vorstellungen zur Kindsschädigung oder -tötung sind in der Therapieplanung unbedingt zu beachten, v. a. wenn im psychotischen Erleben eine entsprechende Thematik berührt wird.

Krankheitsverlauf und Behandlungsbedarf

Mütter mit einer psychischen Störung sind krankheitsbedingt nicht in der Lage, eine positive emotionale Beziehung zum Säugling aufzubauen. Hieraus resultieren Schuldgefühle dem Säugling gegenüber. Nicht selten bestehen tatsächliche Unzulänglichkeiten in der Kindesversorgung, z. B. durch Unkenntnis, ein depressives Antriebsmangelsyndrom oder psychotische Störungen der Realitätsbezüge mit Fehleinschätzung hinsichtlich der altersgemäßen Bedürfnisse eines Säuglings. Eine ungünstig verlaufende frühkindliche Entwicklung ist ein Risikofaktor für eine spätere Psychose oder eine andere schwere psychische Erkrankung. Daher ist eine rechtzeitige und qualifizierte Behandlung psychischer Störungen in der Schwangerschaft oder im Wochenbett präventiv für die psychische Gesundheit des Kindes oder des zukünftigen Erwachsenen.

Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag: Medikamentöse Behandlung psychischer Störungen in Schwangerschaft und Stillzeit

Aus der Zeitschrift: Die Hebamme 03/2019

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