• Schreiendes Baby

     

Schreibabys – Einflussfaktoren und Prävention

Ein exzessiv schreiender Säugling kann die Eltern-Kind-Beziehung massiv belasten. Einflussfaktoren auf das Phänomen Schreibaby werden kontrovers diskutiert und Präventionsmaßnahmen selten erläutert. Im Zuge einer Bachelorarbeit wurden Einflussfaktoren des exzessiven Schreiens aufgezeigt und Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung der Schreibaby-Problematik abgeleitet.

Dieser Beitrag basiert auf einer wissenschaftlichen Arbeit, die für den Bübchen Wissenschaftspreis für Hebammen eingereicht wurde.

Physiologisches, pathologisches und exzessives Schreien

„Sie schreit und schreit, sie schreit im Liegen, sie schreit im Tuch, sie schreit auf meinem Arm, sie schreit, wenn ich ihr die Brust geben will. Jetzt liegt sie vor mir und schreit und ich denke: Ich kann dir nicht helfen. Bin ich eine schlechte Mutter?“

Das Schreien ihres Kindes signalisiert den Eltern, dass es sich in irgendeiner Art und Weise nicht wohl fühlt. Meist löst es bei ihnen eine unmittelbare Reaktion aus. Wenn der Säugling trotz aller Bemühungen stundenlang untröstlich schreit, können Eltern verzweifeln. Die Ratlosigkeit führt häufig zu Enttäuschung und Schuldgefühlen. Der Alltag mit einem Schreibaby stellt für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar und verlangt von Hebammen und weiteren Betreuungspersonen eine einfühlsame und individuelle Begleitung. Um betroffene Familien unterstützen zu können, sollte bekannt sein, welche Faktoren das exzessive kindliche Schreien beeinflussen. Die Fachliteratur beschreibt dafür unterschiedliche Einflussfaktoren.

In der Entwicklungspädiatrie werden drei verschiedene Arten des Säuglingsschreiens unterschieden:

  • das physiologische Schreien
  • das pathologische Schreien
  • das unspezifische Schreien


Wenn die elterliche Reaktion auf die Gesten des Säuglings ausbleibt, dient ihm das physiologische Schreien als Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen und seine Not zu äußern. In diesem Sinne ist Schreien ein Zeichen von Vitalität und wird als Alarmsignal genutzt. Das Säuglingsschreien führt bei den Bezugspersonen zur Aktivierung des Fürsorgeverhaltens. Kommt ein Säugling durch die Beruhigungsstrategien seiner Eltern zur Ruhe, entsteht ein Engelskreis, durch welchen die intuitiven elterlichen Kompetenzen gestärkt werden. Physiologisches Schreien ist deshalb ein wichtiges Element des Bindungsaufbaus.

Das Schreien aufgrund einer akuten oder chronischen Erkrankung mit Schmerzen und Unwohlsein wird pathologisches Schreien oder sekundär exzessives Schreien genannt. „Dem pathologischen Schreien liegt immer eine organische Ursache zugrunde“. Das Schreien ist in diesem Fall die Art, wie der Säugling seine Schmerzen ausdrückt. Sobald diese behoben werden, hört auch das Schreien auf. Pathologisches Schreien ist deshalb nicht auf die ersten drei bis vier Lebensmonate beschränkt.

Mit dem exzessiven unspezifischen Schreien ist das Schreien gemeint, für welches keine unmittelbare Ursache gefunden werden kann und welches das für die Eltern erträgliche Maß überschreitet. Exzessives Schreien ist eine der häufigsten Störungen im frühen Säuglingsalter und kommt laut Lucassen et al. bei 5–19 % aller Säuglinge vor. Die große Bandbreite der Prävalenz kommt daher, dass verschiedene Definitionen des unspezifischen exzessiven Schreiens herangezogen werden. In wissenschaftlichen Studien wird exzessives Schreien am häufigsten mit der Dreierregel von Wessel et al. definiert:

„Ein Schreibaby (fussy infant) ist ein gesunder, gut ernährter Säugling, der plötzliche Anfälle von erhöhter Reizbarkeit, Quengeln oder Schreien hat, welche länger als drei Stunden am Tag während mehr als drei Tagen in der Woche auftreten.“

Wessel et al. bilden zusätzlich die Untergruppe ernsthafte Schreibabys (seriously fussy), wenn die Anfälle während mehr als drei Wochen anhalten.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Schreibabys – Einflussfaktoren und Prävention

Aus der Zeitschrift Die Hebamme 01/2017

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