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Stillvorbereitung der Eltern
Hebamme, Still- und Laktationsberaterin Tatjana Nicin engagiert sich seit Jahren für eine bessere Elternaufklärung und mehr gesellschaftliche Akzeptanz des Stillens. Für DIE HEBAMME reflektiert sie aus Ihrer klinischen und außerklinischen Erfahrung heraus mögliche Gründe für niedrige Stillraten in Deutschland und gibt konkrete Tipps, um Eltern zum Stillen zu motivieren.
Wie lange Menschen stillen und ob sie überhaupt stillen, ist auch ein Abbild der Gesellschaft, in der sie leben. Darüber müssen wir uns bewusst sein, wenn wir Frauen und Familien beraten. In der Hebammensprechstunde stelle ich Eltern immer die Fragen: „Was meinen Sie, ist normal? Wie lange geben die Menschen ihren Babys Muttermilch?“ Eltern mit einer Herkunft aus Ländern mit guten Stillraten sagen alle, es sei normal, „mehrere Jahre“ oder „mindestens ein Jahr“ zu stillen. Eltern, die hierzulande aufgewachsen sind und keinen Stillvorbereitungskurs besucht haben, antworten meist: „4 bis 6 Monate“. Das entspricht auch den bisher erhobenen Stillraten. Aus meiner Beobachtung gibt es dafür verschiedene Ursachen:
- Mangelnde Vorbilder und mangelnde Unterstützung aus der Kernfamilie. Viele werdende Eltern wurden selbst nur 4 bis 6 Monate gestillt. Und Stillen in der Öffentlichkeit ist in Deutschland keineswegs überall gesellschaftlich akzeptiert und willkommen.
- Mangelnde Sachkenntnis: Schwangere Frauen sind zu wenig über die Bedeutung für die Gesundheit, Entwicklung und Bindung sowie über die Praxis des Stillens informiert.
- Krankenhausroutine: teilweise mangelnde oder nicht kompetente Begleitung und Unterstützung zum Thema Stillen.
- Hebammen können in der Schwangerenvorsorge und im Krankenhaus mit kompetenter, nicht von wirtschaftlichen Interessen beeinflusster Elterninformation und Stillberatung Wissenslücken schließen und zu einer positiven Stillerfahrung führen. Uns sollte es nicht egal sein, wie Babys geboren und ernährt werden.
Zielgruppen der Stillinformation
Als Hebamme, als Frau, als Stillexpertin bin ich der Ansicht, dass Frauen schon in der Kindheit eine erste Stillinformation erhalten sollten. Sie sollten durch die eigene Stillzeit geprägt und durch positive Einflüsse durch die Gesellschaft gefestigt werden. Dafür sollten wir als Hebammen sowohl die Frauen und betroffenen Familien informieren als auch die Gesellschaft. Wir sollten immer, auch in unserer Freizeit, über Stillen als normale Form der Ernährung reden. Wir sollten in Kitas gehen und Kindern die Selbstverständlichkeit des Gebärens und des Stillens altersgemäß vermitteln, d. h. auf spielerische Weise, z. B. mit Puppen. In Grundschulen und weiterführenden Schulen sollten wir dann Kinder und Jugendliche über die Bedeutung des Stillens – als die normale und selbstverständliche Säuglingsernährung – aufklären. Wir können auch gut Geschwisterkinder bei Hausbesuchen in die Aufklärung einbinden und aufs Stillen vorbereiten, sodass auch sie die Eltern anspornen und motivieren können.
Zum Zweiten sollten wir als Hebammen die Fachleute informieren, mit denen wir arbeiten. Wir können z. B. in Kooperation mit Apotheken anbieten, Vorträge über das Stillen zu halten. Vielleicht lassen sich Apotheker überzeugen, die Werbung für Muttermilchersatznahrung, Fläschchen und Schnuller nicht im Schaufenster zu platzieren. Auch mit Frauen- und Kinderärzten können wir über werbliche Botschaften in Marketingmaterial sprechen und uns gemeinsame Ziele setzen, wie wir Eltern neutral über das Stillen aufklären sollten. Man kann z. B. gemeinsam erarbeiten, welche Stillinformation wir Eltern schriftlich an die Hand geben und wer das persönliche Gespräch übernimmt, das eine solche schriftliche Information immer ergänzen sollte. Wichtig ist, dass wir als Fachleute eine Sprache sprechen und Eltern keine widersprüchlichen Empfehlungen geben. Kontraproduktiv wäre z. B. wenn die Hebamme rät, so lange zu stillen, wie es Mutter und Kind mögen, während der Kinderarzt das Abstillen empfiehlt oder fragt, warum sie im 5. Monat noch keine Beikost gibt. Auf diese Weise verwirren wir als Fachpersonen die Eltern, die sich als Ratsuchende an uns wenden.
Ich persönlich habe die Fachpersonen in meinem Ortsteil nach und nach besucht und mit ihnen besprochen, was wir zu bestimmten Themen den Eltern vermitteln: „Was sagen Sie z. B. zu Geburtsposition oder Stillen, Ernährung oder Medikamenten in der Schwangerschaft und Stillzeit?“ Bei Hausärzten habe ich auch gefragt, welche Literatur sie zu Rate ziehen für ihre Verordnungen. Wir können hier Embryotox empfehlen [2]. Indem man darüber redet, kann man sich auch interprofessionell ergänzen. Ich sage den Ärzten auch, dass die Frauen mich zur Stillberatung anrufen können. So wussten sie, dass ich sie als Hebamme bei der Begleitung von schwangeren Frauen unterstütze.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Stillvorbereitung der Eltern
aus der Zeitschrift: Die Hebamme 01/2019

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