• Das subjektive Erleben chronisch kranker Frauen

     

Das subjektive Erleben chronisch kranker Frauen in der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

Angesichts der wachsenden Zahl chronisch erkrankter Menschen auch in der reproduktiven Lebensphase gewinnt das Thema der Versorgung betroffener Frauen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett an Aktualität. Frauen mit chronischen Erkrankungen müssen in der Zeit rund ums Mutterwerden sowohl die grundsätzlichen Herausforderungen dieser Lebensphase als auch die Besonderheiten ihrer Erkrankung bewältigen.

Beide Themenkomplexe, sowohl die Erkrankung und auch das Mutterwerden, erfordern dabei eine hohes Maß an Aufmerksamkeit und binden Zeit und Energie. Allein eine chronische Erkrankung ist durchgehend mit einer Krankheits-, Biografie- und Alltagsarbeit verbunden. Die Komplexität der Fragestellungen, die sich aus dem Spannungsfeld von Erkrankung und Mutterwerden ergibt, kann bei den betroffenen Frauen zu einem allgemein höheren Level an Überforderung, Ängsten, Sorgen und Ambivalenzen führen. Auch sind sie einer erhöhten Komplexität von Entscheidungsprozessen mit teils widersprüchlichen Anforderungen ausgesetzt. Bekannt ist, dass sich die Erfahrungen rund um die Geburt bei Frauen mit chronischer Erkrankung in besonderer Weise auf das längerfristige reproduktive Verhalten wie einen weiteren Kinderwunsch und das Gelingen der Familienbildung auswirken. Damit stellt sich auch die Frage, wie chronisch erkrankte Frauen im Gesundheitssystem unterstützt und entlastet werden können. Unter anderem weist auch das Wissen darum, dass langfristiger Stress zu Schwangerschaftskomplikationen führen kann, auf die Bedeutung solcher Fragstellungen hin.

Die Berücksichtigung sowohl medizinischer als auch psychosozialer Faktoren und der Bedürfnisse betroffener Frauen ist eine Voraussetzung für die Entwicklung angepasster Versorgungskonzepte rund um die Geburt. Diese sollten sowohl eine Minimierung negativer gesundheitlicher Folgen für Mutter und Kind als auch das Gelingen der Familienbildung zum Ziel haben. In einem ersten Schritt ist dazu das Verstehen der Sichtweisen Betroffener notwendig. Vor diesem Hintergrund werden in dieser Literaturanalyse Studien untersucht, die das Erleben von Frauen mit chronischer Erkrankung in der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett fokussieren. Es wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sich aus den Ergebnissen für die weitere Forschung und die professionelle Betreuung insbesondere durch Ärzte und Hebammen ergeben.

Chronische Erkrankungen bei Frauen in der reproduktiven Lebensphase

Die Relevanz der Fragestellungen im Kontext einer Wechselwirkung von Chronizität und Schwangerschaft ergibt sich auch aus den Prävalenzen chronischer Erkrankungen in der Gruppe der Schwangeren. Chronische Erkrankungen zeichnen sich nach Definition der WHO durch Dauerhaftigkeit, nicht Heilbarkeit und eine erhöhte Inanspruchnahme des Gesundheitssystems aus. Grundsätzlich steigt die Zahl betroffener Menschen in den Industrienationen an, was unter anderem auf weitgehend verfügbare Diagnose- und Therapiemöglichkeiten und damit eine verlängerte Lebenserwartung zurückgeführt werden kann.

Zu dem prozentualen Anteil betroffener Frauen in der Gruppe derer, die sich im reproduktiven Lebensalter befinden, gibt es unterschiedliche Aussagen. So gaben bei einer auf Deutschland begrenzten telefonischen Befragung des Robert Koch-Instituts 24,6% der Frauen in der Altersklasse von 18–44 Jahren an, chronisch erkrankt zu sein. Die Studie fokussiert physische Erkrankungen. Chatterjee et al. ermittelten hingegen für die USA einen Anteil von 39,1% erkrankter Frauen in annähernd der gleichen Altersklasse (19–45 Jahre), wobei sie auch psychische Erkrankungen erfassten. Die prozentualen Unterschiede der beispielhaften Studien müssen vor dem Hintergrund bewertet werden, dass sich die Spektren der jeweils inkludierten Erkrankungen und die Studiendesigns unterscheiden. Dies gilt für die meisten Studien zu diesem Thema, was auch auf die international nicht einheitliche Definition von Chronizität und die oftmals unklare Abgrenzung zum Begriff der Behinderung verweist.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Das subjektive Erleben chronisch kranker Frauen in der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – eine Analyse qualitativer Studien

Aus der Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie 4/2015

Ute Lange Erleben Sie Prof. Dr. Ute Lange

... während ihres Vortrags auf dem 5. Forum Geburtshilfe 2016. Die gute Betreuung von Schwangeren und Müttern mit einer chronischen Krankheit oder einer Behinderung liegt ihr sehr am Herzen.

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