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Besser mit oder ohne Fleisch?
Die Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der integrativen Krebstherapie. Doch welche ist die richtige? Sollten Krebspatienten lieber vegetarisch essen oder eher Fleisch? Oder ist viel Fett bei dieser zehrenden Erkrankung das Beste für den Körper? Unsere Ernährungsexperten erklären, welche Vorteile die vegetarische Kost, die Paläo-Diät und die ketogene Diät bei Krebs haben.
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zeigt, dass eine vegetarische Ernährung aus gesundheitlichen, ethischen, ökologischen und sozialen Gründen als Dauerkostform empfehlenswert ist. Sie ist vor allem in ihrer Langzeitwirkung für die Prävention und die Therapie verschiedener Krankheiten geeignet. Dies gilt auch für Krebserkrankungen.
Wie die Ernährung Einfluss nimmt
Krebs ist wie keine andere Krankheit multikausal bedingt. Endogene Faktoren wie genetische Disposition und Alter sowie exogene Faktoren wie Umwelt, Ernährung, Konsum von Alkohol und Tabak sowie Strahlenbelastung können Einfluss auf die Entstehung von bösartigen Tumoren nehmen. Die meisten dieser Faktoren lassen sich gezielt beeinflussen.
Die wohl umfangreichste Veröffentlichung zu Krebs kommt zu dem Ergebnis, dass sich Krebspatienten während und nach überstandener Erkrankung so ernähren sollten, wie es zur Prävention von Krebs empfehlenswert ist. Studien zeigen, dass sich durch die richtige Lebensmittelauswahl das Kolon- und Magenkrebsrisiko um bis zu 90%, das Brustkrebsrisiko um 50% und das Risiko für eine Reihe anderer Krebsarten um mindestens 20% senken lässt. Zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Dickdarmkrebs zählen hoher Verzehr von rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischwaren und damit auch hoher Fettverzehr, hochkalorische Ernährung, hoher Alkoholkonsum sowie eine ballaststoffarme Kost.
Die pflanzliche Ernährung ist bei Krebs deshalb geeignet, weil sie von allen Kostformen das höchste Gesundheitspotenzial besitzt. Dieses findet sich nicht nur in Form von Vitaminen und Mineralstoffen, die auch in tierischen Lebensmitteln enthalten sind, sondern vornehmlich bei den Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Beide kommen nur in pflanzlichen Lebensmitteln vor.
Bedeutung von Ballaststoffen
Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile, die von den Verdauungsenzymen des Menschen nicht oder nur unvollständig abgebaut werden können. Sie üben eine Vielzahl an physiologischen Wirkungen aus, die die Gesundheit beeinflussen können.
Die größte prospektive epidemiologische Studie zu Krebs und Ernährung in Europa „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“ (EPIC) meldete, dass sich die Dickdarmkrebsrate um 40% senken lasse, wenn die Ballaststoffaufnahme auf 35 g tgl. erhöht würde. Eine Metaanalyse bestätigte, dass eine hohe Zufuhr an Ballaststoffen, vor allem an Getreideballaststoffen und Vollkornprodukten, mit einem reduzierten Risiko für Darmkrebs verbunden ist.
Interventionsstudien, in denen versucht wurde, durch die zusätzliche Gabe von Ballaststoffen (beispielsweise Weizenkleie) bei Patienten mit gutartigen Dickdarmadenomen das erhöhte Risiko für Dickdarmkrebs zu senken, verliefen bislang enttäuschend. Die Gründe liegen wohl in der Reduktion einer gesundheitsfördernden Ernährung auf nur eine ihrer Komponenten – in diesem Fall die Weizenkleie. Ein Isolat wie Kleie wirkt jedoch anders als Ballaststoffe im natürlichen Nahrungsverbund.
Die Krebs-Ballaststoff-Hypothese
Die in genannten Eigenschaften sind Bestandteil der Krebs-Ballaststoff-Hypothese. Sie geht von der Beobachtung aus, dass bei ballaststoffarmer Kost das Auftreten von Dickdarmkrebs erhöht ist. Die Bindung von Gallensäuren an Ballaststoffe zählt zu den möglichen Schutzfunktionen: Sie werden so dem bakteriellen Umbau zu den vermutlich kokanzerogenen sekundären Gallensäuren entzogen. Ebenso sinkt durch die Erhöhung des Stuhlgewichts und die normalisierte Transitzeit die Verweildauer von schädigenden Substanzen wie biogene Amine und sekundäre Gallensäuren im Darm. Der Kontakt mit der Darmwand reduziert sich. Kurzkettige Fettsäuren, die beim mikrobiellen Abbau von Ballaststoffen im Dickdarm entstehen, tragen zu einem sauren Milieu des Darmlumens bei. Dadurch begünstigen sie das Wachstum wünschenswerter Bakterien, die unerwünschte Fäulnisbakterien verdrängen und die bakterielle Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren einschränken.
Trotz der bekannten Mechanismen ist der Zusammenhang zwischen Ballaststoffverzehr und Krebsentstehung nicht immer eindeutig. Eine ballaststoffreiche Kost mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst ist auch reich an Vitaminen, Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen. Zudem geht sie oft mit einem geringeren Verzehr von Zucker, Fett und tierischem Eiweiß einher. Deshalb ist ein schützender Effekt hinsichtlich der Entstehung von Darmkrebs aus methodischen Gründen nicht allein auf die Ballaststoffe zurückzuführen.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Besser mit oder ohne Fleisch?
Aus der Zeitschrift: DHZ 04/2017

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