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Anti-Aging durch Heilfasten?

Kalorische Restriktion und therapeutisches Fasten verlängern die Lebensspanne von Organismen. Sie bremsen Alterungsprozesse und können altersbedingten Erkrankungen vorbeugen. Im Beitrag werden die beiden Fastenformen vorgestellt und vermutlich ausschlaggebende physiologische Mechanismen der Fastenwirkung erläutert.

Alterung ist ein komplexer Prozess der Akkumulation von molekularen, zellulären und organbezogenen Schäden mit subsequentem Funktionsverlust und verstärkter Vulnerabilität für Krankheit und Tod. Die letzten Jahrzehnte der Forschung waren durch stetige sukzessive Aufklärung der molekular und zellulär beteiligten Signalwege von Alterungsvorgängen gekennzeichnet. Dennoch ist es bislang nicht gelungen, relevante medikamentöse Anti-Aging-Ansätze aus der Grundlagenforschung in die klinische Praxis zu übersetzen. Bekannte Substanzen wie Metformin, Resveratrol oder Rapamycin konnten nur im Labor, nicht aber in der klinischen Praxis ihre Anti-Aging-Wirkungen darlegen, ebenso erging es bislang allen antioxidativ wirkenden Monosubstanzen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand der grundlagenwissenschaftlichen Forschung ist es nur möglich, durch eine kalorische Restriktion (Calorie restriction, CR) und / oder intermittierendes Fasten Alterungsprozesse in relevantem Maß zu bremsen.

Zumeist wird bei der CR eine dauerhafte 20–50 %ige Reduktion der nutritiven Energiezufuhr verstanden, also bewusst weniger essen im Gegensatz zur vollkalorischen oder „ad libitum“-Ernährung. Auch verschiedene Formen des intermittierenden oder periodischen Fastens, v. a. die „alternate day diet“ werden unter CR subsumiert.

Der lebensverlängernde Effekt der CR wurde erstmals 1934 in den USA von McCay und Crowell beschrieben. Sie stellten bei Versuchen mit Ratten fest, dass die dauer- hafte Reduzierung der Nahrungsmenge – unter Sicherstellung einer adäquaten Nährstoffzufuhr – die Lebenserwartung der Tiere signifikant erhöhte. Die Versuchstiere bekamen dabei ca. 30 % weniger Nahrung als die Vergleichsgruppe, die Lebenserwartung der Tiere verlängerte sich um fast 50 %! Weitere Erkenntnisse gingen dann auf Roy Walford und John Holloszy zurück. Beide konnten in unabhängigen Experimenten eine Verlängerung der maximalen und mittleren Lebenserwartung infolge CR dokumentieren. Im Rahmen des „Biosphere“ Projekts lieferte Walford 1995 auch erste positive Daten zur CR beim Menschen.

Bis heute hat sich danach eine umfassende und bislang konsistente Evidenz gesammelt, die bei allen Organismen und Spezies, vom Fadenwurm bis zum Rhesusaffen, gesundheitsfördernde und lebensverlängernde Wirkungen der CR belegen. Am beeindruckendsten waren neben der aufgezeigten Lebensspannenverlängerung v. a. das deutlich seltenere Auftreten von altersassoziierten chronischen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Niereninsuffizienz, Krebs, Diabetes, Arthrosen sowie neurodegenerative Erkrankungen. In den USA hatten die experimentellen Befunde auch zu einer wachsenden Zahl von praktizierenden Anhängern der CR, u. a. in der „Calorie Restriction Society“ geführt. In Anlehnung an das von Walford etablierte CRON-Programm (Caloric restriction and optimum diet) bezeichneten sich die kalorisch Restriktiven als „Croners“.

 

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Aus der Zeitschrift zkm - Zeitschrift für Komplementärmedizin 06/15

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