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Zurück aus der Vergessenheit
ANDORN: Die große Heilpflanze der Klostermedizin ist Arzneipflanze 2018 und rückt so wieder mehr ins Bewusstsein.
NUR WENIGE kennen ihn wirklich, den Andorn, botanisch Marrubium vulgare. Bei Nachfragen denken viele an Sanddorn oder ähnliche, dornige Sträucher. Dabei handelt es sich bei Andorn um einen ausdauernden Lippenblütler (Lamiaceae). Seine unverzweigten Stängel können bis zu 80 cm hoch werden. Sein Hauptmerkmal sind die gräulichen, runden bis herzförmigen Blätter mit ihrem tief eingesenkten Nervennetz. Die kleinen, weißen Blüten stehen in vielblütigen, kugeligen Scheinquirlen. Die Blütezeit erstreckt sich vom Mai bis zum August.
Dass selbst an Heilpflanzen sehr interessierte Laien oft passen müssen, wenn vom Andorn die Rede ist, liegt wohl daran, dass die Pflanze inzwischen in unserer heimischen Natur kaum noch anzutreffen ist. Seine ursprüngliche Heimat sind die nördlichen Küstengebiete des Mittelmeers und des Schwarzen Meeres. Nördlich der Alpen war der Andorn früher häufiger zu finden, verwildert aus dem kulturellen Anbau.
Vom Zeitalter der Klostermedizin bis weit in die Neuzeit hinein zählte er zu den beliebtesten Heilpflanzen überhaupt, was hier in einer ausführlicheren Geschichte der Pflanze dokumentiert werden soll. Auch die aktuelle Zulassung bezieht sich auf die Tradition in Europa.
Andorn in der Antike
Die antike Medizin nutzte den Andorn ausgiebig. So schrieb auch der griechische Arzt Dioskurides um 60 nach Chr. in seiner „Materia medica“ – der wichtigsten Arzneimittellehre der Antike – über „Prasion“, so wie der Andorn auf Altgriechisch heißt. Er empfahl die Blätter oder die Samen bei Atemwegserkrankungen (Phthisis, Asthma, Husten) als Tee oder als frisch gepresster Saft mit Honig. Als weitere Anwendungen führte Dioskurides ausbleibende Menstruation, schwere Geburt, Austreibung der Nachgeburt, Tierbisse, Geschwüre, Ohrenschmerzen und Gelbsucht auf. Mit Wein und Honig als Salbe angewandt, soll Andorn die Sehkraft verbessern.
Auch Plinius der Ältere (23/24–79 n. Chr.) lobte in seiner großen Natur-Enzyklopädie „Naturalis historia“ (Buch 20, S. 241–244) den Andorn außerordentlich als „eines der vorzüglichsten Kräuter“. Die Blätter und Samen sollen bei Brustund Seitenschmerzen (Lungen- oder Brustfellentzündung), bei hartnäckigem Husten und blutigem Auswurf sowie gegen Schlangenbiss hilfreich sein. Wie kaum ein anderes Mittel galt Andorn in der Antike als wirksam gegen Gifte. Plinius führt als Indikationen darüber hinaus Erkrankungen der männlichen Geschlechtsteile, Flechten, Brüche, Verstauchungen, Krämpfe und Sehnenerkrankungen auf. Mit Salz und Essig eingenommen, soll Andorn abführend wirken, die Menstruationsblutung fördern, Ohren- und Nasenleiden lindern sowie bei Gelbsucht und der Verminderung der Galle helfen. Die Verminderung der Galle überrascht, denn Andorn hat eine cholagoge Wirkung. Außerdem soll der Andorn die Sehkraft verbessern, Abszesse öffnen und bei Hundebissen eingesetzt werden können.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Zurück aus der Vergessenheit
Aus der Zeitschrift: Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift 04/2018
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