Schnellorientierung, Befundinterpretation, klinische Konsequenzen
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Der Kongress der International Society on Thrombosis and Haemostasis brachte auch dieses Jahr in Amsterdam wieder neue Erkenntnisse zu Blutgerinnungsstörungen bei Patienten mit chronischen oder akuten Lebererkrankungen. Prof. Dr. Ton Lisman präsentierte die These, dass sich bei Patienten mit Lebererkrankungen eine instabile hämostatische Balance einstellt, die jedoch leicht in den hypo- oder hyperkoagulablen Bereich kippen kann.
Rebalancing des hämostatischen Systems
Der neuen Theorie und den zugehörigen Untersuchungen zufolge ist die Leber in der Lage, prohämostatische Effekte auszugleichen. Die verschiedenen Systeme kompensieren sich gegenseitig:
Trotzdem müssen leberkranke Patienten ständig darum kämpfen, in einem homöostatischen Gleichgewicht zu bleiben. Denn selbst wenn über längere Zeit eine homöostatische Balance besteht, kann diese sehr schnell in einen hypo- oder hyperkoagulablen Zustand kippen.
Keine Vorhersage von Blutungskomplikationen
Die Blutungsneigung bei Patienten mit Lebererkrankungen ist nicht grundsätzlich erhöht. Oft ist selbst bei schweren chirurgischen Eingriffen keine Transfusion oder prohämostatische Therapie nötig. Es gibt zwar durchaus Blutungsereignisse und thrombotische Episoden bei chronisch leberkranken Patienten, doch die häufigste Blutungskomplikation – die Varizenblutung – steht nicht in Verbindung mit einem Hämostasedefekt. Sie hängt eher mit Abnormitäten der lokalen Gefäße und einer portalen Hypertension zusammen. So steigt unter anderem der vaskuläre Druck.
Hier gibt der Experte zu bedenken, dass Strategien zum Management von Blutungskomplikationen nicht vollständig ausgereift sind, gerade bei Hämostasedefekten. Es existieren bislang keine spezifischen Tests, mit denen sich solche Blutungskomplikationen vorhersagen lassen.
Venenthrombosen weit verbreitet
Auch bei Patienten mit Lebererkrankungen und einem hypokoagulablen Zustand sind gerade in fortgeschrittenen Stadien Thrombosen der Portalvene nicht selten, was das klinische Bild oft deutlich verschlechtert.
Da mehrere Faktoren die Prävention und Therapie von Thrombosen bei Patienten mit Lebererkrankungen erschweren, sind klinische Studien gefragt. Insbesondere ist die antikoagulante Potenz einiger Medikamente durch die reduzierte Leberfunktion – verglichen mit einer intakten Leber – unterschiedlich. Experten raten deshalb zur Sicherheit, Überwachung und Effektivität von pro- und antihämostatischen Strategien.
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