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Orale Antikoagulation – Erneut bestätigt: Routine-Bridging nicht sinnvoll
Seit einiger Zeit häufen sich die Hinweise, dass das Bridging im Rahmen einer oralen Antikoagulationsbehandlung vor invasiven Prozeduren mit einem verschlechterten Outcome assoziiert ist. Auch eine neue Registerstudie bestärkt diesen Verdacht.
Die Autoren werteten den klinischen Verlauf von insgesamt 7372 Patienten des US-amerikanischen ORBIT-AF-Registers (Outcome Registry for Better Treatment of Atrial Fibrillation) aus. In einem medianen Beobachtungszeitraum von 2 Jahren wurden in der Kohorte 2803 Unterbrechungen der oralen Antikoagulation aufgrund invasiver Prozeduren oder operativer Eingriffe bei insgesamt 2200 Patienten registriert. In 24% der Fälle erfolgte ein Bridging; zu 75% mit einem niedermolekularen Heparin, 15% mit unfraktioniertem Heparin und 1,1% mit Fondaparinux. Patienten, bei denen ein Bridging durchgeführt wurde, hatten in der Vergangenheit statistisch häufiger einen cerebralen Insult erlitten bzw. eine mechanische Herzklappe erhalten; es ergaben sich allerdings keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Anteils der Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2.
Bridging führt zu mehr Komplikationen
In der multivariaten Analyse war die Verwendung einer Bridging-Therapie signifikant mit einer erhöhten Rate an schweren Blutungskomplikationen assoziiert (OR 3,84; 95%-CI 2,07-7,14) und es zeigte sich ein Trend in Richtung einer erhöhten kardiovaskulären Ereignisrate (OR 1,62; 95%-CI 0,95-2,78). Insgesamt wurde ein erhöhtes Risiko für das Erreichen des kombinierten Endpunkts aus Myokard-infarkt, Blutung, cerebralem Insult, systemischer Embolie, Hospitalisierung und Tod innerhalb der ersten 30 Tage nach dem Eingriff verzeichnet (OR 1,94; 95%-CI 1,38-2,71).
Möglicherweise tragen die wechselnden periprozeduralen Umgebungsumstände, wie Krankenhausaufnahme, Wechsel von einer Intensivstation auf eine Normalstation und Entlassung in die häusliche Umgebung, die parallel zur Umstellung der Antikoagulationsbehandlung zu verzeichnen sind, zu dem schlechteren Outcome bei Patienten mit Bridging bei, so die Autoren.
Fazit
Bridging im Rahmen einer oralen Antikoagulationsbehandlung war in einer großen Registerstudie mit einem verschlechterten Outcome assoziiert. Wenn überhaupt, sollte eine Bridging-Therapie nur bei Hochrisikopatienten (z. B. Patienten mit mechanischem Mitralklappenersatz) und Eingriffen mit notwendiger Pausierung der Antikoagulation (z. B. neurochirurgische Operationen) vorgenommen und dann sehr engmaschig geführt und überwacht werden, so die Autoren. Die Autoren weisen auch auf die randomisierte BRIDGE-Studie hin, die inzwischen publiziert ist.
Aus der Zeitschrift Aktuelle Kardiologie 4/2015; Orale Antikoagulation – Erneut bestätigt: Routine-Bridging nicht sinnvoll; Dr. Katharina Franke

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