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Kunsttherapie in der Palliativversorgung. Ein narratives Review. Teil I: Forschungsstand

Kunsttherapie (Therapie mit bildnerischen Medien) wird in der Palliativversorgung seit über 30 Jahren angeboten und im Rahmen der palliativen Komplexbehandlung (OPS 9–982) neben anderen begleitenden Therapiemaßnahmen empfohlen. Entgegen einer breiten praktischen Erfahrung ist ihre Wirkung bisher jedoch wissenschaftlich kaum untersucht. Auf Basis einer systematischen Datenbankrecherche wurde der aktuelle Forschungs- und Erfahrungsstand ermittelt und in 2 Übersichtsarbeiten aufgeteilt. In dieser Publikation liegt der Schwerpunkt auf der Methodik zur Erstellung des Reviews und der Darstellung des Forschungsstands. Unter insgesamt 82 internationalen Artikeln konnten 5 an größeren Stichproben durchgeführte Studien gefunden werden, in denen sich positive Effekte von Kunsttherapie auf Depression, Traurigkeit, Ängste, Müdigkeit, Fatigue, Wohlbefinden, Krankheitsgefühl und Schmerz aufzeigen ließen. Eine Validierung dieser Befunde durch Kontrollgruppenstudien steht in der Mehrzahl der Fälle noch aus. Als erste positive Befunde sind diese Ergebnisse jedoch eine wichtige Grundlage für weitere Studien und damit zur Evidenzbasierung der Kunsttherapie in der Palliativversorgung.

Kontext und Ausgangssituation dieser Übersichtsarbeit

Die Diskussion um die Gestaltung des Lebensendes, der Umgang mit Tod und Sterben und die damit verbundenen Belastungen und Herausforderungen hat in den letzten Jahrzehnten erheblich an Dynamik gewonnen. Im Zusammenhang mit der Überalterung der Gesellschaft, besseren Behandlungsmethoden schwerer Erkrankungen und der gleichzeitigen Zunahme chronischer Erkrankungen ist die Frage des Umgangs mit dem Lebensende auch eine gesamtgesellschaftliche geworden. Damit einhergehend hat sich die von Cicely Saunders und dem 1967 gegründeten St. Christophers Hospiz wesentlich geprägte Leitidee, lebensbedrohlich Erkrankten und Sterbenden mit mehr Respekt und Würde zu begegnen, weltweit verbreitet. In Deutschland wurden erste Palliativstationen, die dieser Philosophie folgten, in den 1980er Jahren eröffnet. Mittlerweile ist der palliativmedizinische Ansatz in viele Bereiche des gesundheitlichen Versorgungssystems integriert und in Form von häuslicher Betreuung, stationären Angeboten (Palliativstation, Hospiz, Konsiliardienst) und ambulanten Diensten etabliert.

Bedürfnisse von Palliativpatienten

Als Palliativmedizin wird nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin „die Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung“ beschrieben, „für die das Hauptziel der Begleitung die Lebensqualität ist“. Unabhängig von der zu erwartenden Lebensdauer soll die Belastung durch die Erkrankung erträglich sein, um die letzte Zeit des Lebens so gut wie möglich zu gestalten. Wie aktuelle Studien aufzeigen, sind dies die zentralen Motive, aufgrund derer Patienten palliative Behandlungsangebote in Anspruch nehmen. Sie wünschen sich Symptomkontrolle und Schmerzreduktion, um ihr grundlegendes Bedürfnis nach Autonomie, Betätigung, Kreativität und sozialen Kontakten zu unterstützen. Es geht ihnen nicht primär darum, Sterbebegleitung in Anspruch zu nehmen, sondern entscheidend ist das Bedürfnis nach bestmöglicher Gestaltung der verbleibenden Lebenszeit.

Kunsttherapeuten als Teil multidisziplinärer Teams

Multidisziplinäre Teams werden zusammengesetzt, um möglichst umfassend physische, psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse der Patienten und die damit verbundenen multifaktoriellen Belastungsfaktoren und -reaktionen zu berücksichtigen. Auch Kunsttherapie, d. h. Therapie mit bildnerischen Mitteln (z. B. Zeichnen, Malen, Plastizieren oder Fotografieren) gibt es in der Palliativversorgung seit über 30 Jahren. Sie wird gleichwertig mit Musiktherapie als „künstlerische Therapien (Kunst- und Musiktherapie)“ im Rahmen der palliativmedizinischen Komplexbehandlung (OPS 9–982) als eine von 9 primär nicht-ärztlichen oder pflegerischen Tätigkeiten vorgeschlagen, von denen mindestens 2 Angebote als begleitende Behandlung eingesetzt werden sollen. Nach einer Befragung im Rahmen des Forschungsprojektes „Psychosoziale Begleitung auf Palliativstationen in Deutschland“ haben 40,7 % der Palliativstationen sowie 15,5 % der stationären Hospize einen Kunsttherapeuten Kunsttherapeutin fest im Team integriert. 11,2 % (Palliativstationen) bzw. 19,6 % (Hospize) ziehen bei Bedarf einen Kunsttherapeuten hinzu. Weitere Studien zur Versorgungssituation durch komplementäre Therapien liegen aus den USA vor, wo künstlerische Therapien im Gesundheitssystem insgesamt zugenommen haben.

Die Angaben zur Häufigkeit kunsttherapeutischer Angebote in der dortigen Palliativversorgung sind jedoch unterschiedlich. Sie schwanken zwischen 22 % und 29 % in einzelnen Staaten (Washington State bzw. Illinois) und den Ergebnissen einer US-weiten Querschnittstudie, der zufolge etwa ⅓ aller Einrichtungen komplementäre oder alternative Therapien anbieten, differenziert in Massage (74 %), Musiktherapie (53 %) oder Kunsttherapie (22 %). In einem weiteren Versorgungsbericht (State of the Field Report) wurde ermittelt, dass durch künstlerische Angebote allgemein im Gesundheitswesen in den USA auch Kosten reduziert werden können, da die Dauer der Aufenthalte verkürzt werden, die Patienten zum Teil weniger Medikamente brauchen und sie weniger Komplikationen entwickeln.

 

Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Kunsttherapie in der Palliativversorgung. Ein narratives Review. Teil I: Forschungsstand

Aus der zkm - Zeitschrift für Komplementärmedizin 06/2017

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