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Pflanzliche Extrakte gegen virale Infektionen des oberen Rachenraumes
Coronaviren sind seit wenigen Wochen in aller Munde, Influenzaviren seit vielen Jahrzehnten eine Plage, Rhinoviren und der jährliche Schnupfen, Adenoviren, RSV-Viren und Bronchialerkrankungen - Viruspartikel machen uns in der Tat das Leben schwer.
Antivirale Medikationen sind in einigen Fällen durchaus möglich und auch als einschlägige Therapien etabliert (z. B. gegen Influenza), allerdings – und das ist die schlechte Nachricht – gegen die meisten viralen Pathogene im Bereich des Rachens und der oberen Luftwege verfügen wir nicht über spezifisch wirksame Substanzen. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass es keine Möglichkeiten gäbe, sich zu schützen.
So verfügen die behüllten Viren (z. B. Corona-, RSV- oder Influenzaviren) über eine Hülle aus einer Lipiddoppelschicht, die sich aus zellulären Membransystemen der Wirtszelle ableitet. Diese Virushüllen sind durch viele exogene Stoffe (z. B. Lösungsmittel, Detergentien, lipophile Stoffe wie z. B. ätherische Öle) relativ leicht angreifbar. In diese Lipidschicht sind häufig auch (Glyco-) Proteine eingelagert, die exponiert herausragen können. Diese Proteine sind in vielen Fällen für die hochspezifische Erkennung der jeweiligen Wirtszellen, den damit verbundenen physikalischen Interaktionen, der nachfolgenden Adhäsion und dadurch letztlich auch für die Invasion in die Wirtszelle verantwortlich.
Bekannte Beispiele hierfür sind das Haemagglutinin der Influenzaviren oder die S-Proteine der Coronaviren. Die typische Eintrittspforte solcher Erreger über eine Tröpfcheninfektion ist der Nasen-Rachen-Raum. Die nachfolgende Besiedlung der Epithelien erfolgt bei Influenzaviren eher im Bronchialbereich, während z. B. Covid-19-Infektionen durch Interaktion der viralen Hüllproteine mit komplementären Bindungsstrukturen im Rachenbereich manifest werden.
Gerbstoffe
Was spricht eigentlich dagegen, den Mund-Rachen-Raum gegen das Eindringen solcher Viruspartikel zu schützen? Behüllte Viruspartikel sind durch exogene Noxen angreifbar – wäre es denkbar, eine gewisse Protektion durch Lokalbehandlung der Mundschleimhaut zu treffen?
Im Bereich der Naturstoffe kennen wir einige Drogen, die große Mengen an Gerbstoffen (syn. Tannine) enthalten. Diese sehr heterogene Naturstoffgruppe beinhaltet die sog. Proanthocyanidine (syn. kondensierte Gerbstoffe), hydrolysierbare Gerbstoffe (syn. Gallotannine) und die sog. Lamiaceengerbstoffe (Depside). Allen ist gemeinsam, dass sie stark mit Proteinen interagieren und dadurch Proteinstruktur und -funktionalität teilweise erheblich verändern resp. inhibieren können.
Tannine haben deshalb häufig unspezifische antimikrobielle Wirkungen, können aber auch durchaus die Funktionalität viraler Hüllproteine unterbinden. Aus etlichen Publikationen sind z. B. inhibierende Wirkungen von kondensierten Gerbstoffen resp. von gerbstoffhaltigen Extrakten bei Influenzaviren bekannt. Mechanistische Untersuchungen unter Verwendung eines gereinigten Proanthocyanidins (Procyanidin B2-3-O-digallat) zeigten, dass dieses Polyphenol relativ spezifisch die Bindungsdomäne von Haemagglutinin des Influenza-A-Virus hemmt, wodurch eine Adhäsion des Viruspartikels an die Wirtszelle nicht mehr möglich ist. Ähnliche Effekte wurden auch gegen Herpes-simplex-Viren (HSV-1) berichtet, wobei auch hier die entsprechenden Adhäsionsproteine in der Virushülle als Target benannt werden konnten.
Derartige Proanthocyanidine sind im Arzneipflanzenbereich weit verbreitet (z. B. Grüntee, Sauerampferkraut, Cistrosenkraut etc.). Natürlich können diese Pflanzen nun nicht als Therapeutikum bei manifesten Virusinfektionen verwendet werden. Aber es wäre aus Sicht der Autoren durchaus denkbar, Darreichungsformen zur Anwendung zu bringen, die hochkonzentrierte Gerbstoffextrakte zur lokalen Anwendung in der Mundhöhle als Prophylaxe einsetzen. Was spricht z. B. gegen Sauerampferbonbons oder Kaugummis, die Proanthocyanidine in möglichst hoher Konzentration enthalten? Warum nicht auch Gurgel- und Mundspüllösungen anbieten, die solche Extrakte enthalten? Für regelmäßiges Gurgeln mit Grüntee bzw. Grüntee-Extrakt über mehrere Monate ergaben 5 kontrollierte (Wasser oder keine Intervention) Studien Hinweise auf eine präventive Wirkung gegenüber Influenzaviren.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Pflanzliche Extrakte gegen virale Infektionen des oberen Rachenraumes
Aus der Zeitschrift für Phytotherapie 2/2020

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