Psychoedukation, Beratung und Therapie
EUR [D] 51,99Inkl. gesetzl. MwSt.
Ein zu unkritischer Chochrane-Review
Der Glänzende Lackporling (Ganoderma lucidum), japanisch: Reishi, chinesisch: Ling Zhi, dient eher als medizinisches Heil- und Stärkungmittel und kaum als Speisepilz - er ist extrem hart, zäh und schmeckt sehr bitter. Im Internet und oft sogar in Asia-Shops können allerdings mit Ganoderma lucidum angereicherte Nahrungsmittel oder aus dem Pilz hergestellte Teepulver gekauft werden.
Das Indikationsspektrum ist recht breit: Herzleiden, Hyperthonie, chronische Bronchitis, Lebererkrankungen, Gelenkentzündungen sowie Krebs. Bei Letzterem soll er entgiftend und immunstimulierend wirken, die Nebenwirkungen der Chemotherapie mildern und die Lebensqualität verbessern.
In dem Review wurden 5 randomisierte kontrollierte Studien mit ingesamt 373 Patienten aufgenommen, davon ware 4 in chinesischer Sprache publiziert worden. In Kombination mit Chemotherapie oder Bestrahlung sprachen Patienten und G.lucidum besser an als unter Chemotherapie/Bestrahlung allein (RR 1,50; 95% CI 0,90-2,51, p=0.02). Umgekehrt zeigte auch G.lucidum als Monotherapie nicht die Regressionsrate wie in der Kombination. In der Kombination verbesserten sich auch der Anteil von CD3-, CD 4- und CD8-Zellen um 3,9% (95% CI 1,92-5,90%, p<0101), 3.1% (95% CI 1,00-5.11%, p<0,01) und 2% (95% CI 0,21-3,84%, p=0.03). Auch Leukozysten, NK-Aktivität und CD4/CD8-Verhältnis erhöhten sich leicht. In 4 der 5 Studien wurde gezeigt, dass sich in der G.-lucidum-Gruppe die Lebensqualität erhöhte. In einer Studie wurden leichte unerwünschte Wirkungen wie Nausea und Insomnie berichtet. Es wurde keine signifikante hämatologische oder hepatologische Toxizität berichtet.
Der Review kommt zum Schluss, dass es für eine First-line-Behandlung nicht genügend Evidenz gebe. Unklar bliebe die Lebensverlängerung. G-lucidum könne verabreicht werden als eine alternative Ergänzung zur konventionellen Therapie wegen seines Potenzials, die Tumor-Response zu erhöhen und das Immunsystem zu stärken. Zudem sei der Pilz für die meisten Patienten gut verträglich. Weitere Studien seien in China begonnen.
Der Leser wundert sich, dass es zum undifferenzierten Einschluss von Studien fraglicher Qualität kam, obwohl solche Mängel von den Reviewern erkannt worden waren. Sie versuchten ohne Erfolg, die Autoren der Studien zu kontaktieren. Für noch gravierender halte ich den offensichtlich laxen Umgang mit unerwünschten Wirkungen, die ja durch konventionelle Therapie sehr häufig vorkommen. Offenbar hat man diese komplett ausgeklammert und es wurde nur in einer von 5 Studien für nötig befunden, die UAWs zu listen und den Therapien zuzuordnen (wie dies der Standard bei Arzneimittelprüfungen ist).
Das Problem der Verblendng wird kaum diksutiert und so bleibt die Möglichkeit, dass das angeblich bessere Ansprechen und G.lucidum durch einen Bias der Prüfärzte und evtl auch der Patienten zustande kam. Meines Erachtens werden hier zwar erste Hinweise für eine nützliche Wirkung von G.lucidum erbracht, aber díe klinische Evidenz ist bei weitem nicht genügend.
Vor allem unter ethischen Gesichtspunkten ist es äußerst bedauerlich, dass in anderen Ländern die Fortschritte auf dem Gebiet der ordnungsgemäßen klinischen Prüfung anscheinend nicht angekommen sind bzw. - schlimmer noch - bewusst nicht berücksichtigt werden. Die meisten der mir bekannten europäischen oder amerikanischen Reviewer hätten alle oder die Mehrzahl der Studien wegen methodischer Mängel ausgeschlossen (selbst wenn diese in englischer Sprache zugänglich wären).
Quelle: B. Uehleke. Reishi in der Krebstherapie. Zeitschrift für Phytotherapie 2013, 34. S. 137
EUR [D] 34,99Inkl. gesetzl. MwSt.