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Heilpflanzen in der begleitenden Therapie des Mamma-Karzinoms – wie ist die wissenschaftliche Evidenz?

Das Mamma-Karzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau in der westlichen Welt. Die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland wird auf ca. 70000 pro Jahr geschätzt, in der Schweiz und in Österreich auf 5700 resp. 5500. Durch die heute etablierten multimodalen Therapiekonzepte, die neben der Operation je nach individuell vorliegender Konstellation eine adjuvante chemo-, strahlen- und/oder hormontherapeutische sowie Antikörpertherapie beinhalten, kann in den meisten Fällen eine Heilung der Erkrankung erreicht werden oder zumindest eine längerfristige Remission.

Viele Brustkrebspatientinnen entwickeln unter der antitumoralen Therapie ihrer Erkrankung jedoch auch ausgeprägte Beschwerden und suchen nach komplementärmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten insbesondere in der Phytotherapie. Während nichtmedikamentöse komplementäre Therapieverfahren wie Akupunktur, Yoga, Qigong, Achtsamkeitsmeditation, Hypnose sowie körperliches Training und einige Ernährungsempfehlungen auf der Basis durchgeführter Interventionsstudien heute bereits Einzug in die Empfehlungen von Therapieleitlinien gefunden haben, sind derartige Empfehlungen für Phytotherapeutika vor dem Hintergrund relativ weniger vorliegender Therapiestudien und Skepsis gegenüber optionaler Interaktionen heute noch sehr viel zurückhaltender. Verordnungen erfolgen daher in der individuellen Situation auf der Grundlage der Expertise des Behandlers, der vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz und des Therapiewunsches der Patientin. Im Kongressbeitrag soll der wissenschaftliche Hintergrund für den Einsatz ausgesuchter wesentlicher Heilpflanzen näher dargestellt werden.

Die Heilpflanze, die im deutschen Sprachraum am häufigsten im Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung Anwendung findet, ist die Mistel (Viscum album). In verschiedenen randomisierten, z.T. auch doppelblind durchgeführten Studien bei Patientinnen mit einem Mamma-Karzinom konnte ein positiver Effekt auf die Lebensqualität gezeigt werden, wenn ein Mistelextrakt begleitend zur Chemotherapie subkutan verabreicht worden war. Übelkeit und Erbrechen während der chemotherapeutischen Behandlung haben in der Onkologie heute Dank der pharmakologischen Entwicklungen der letzten 20 Jahre etwas an Schrecken verloren. Dennoch leiden nach wie vor viele Brustkrebs-Patientinnen an Übelkeit und suchen nach zusätzlichen Therapieoptionen. Neben der Akupunktur und auch Akupressur z.B. des Akupunkturpunktes Pe 6 profitieren viele Patientinnen von der Anwendung von Ingwerrhizom-Extrakten. In den meisten Fällen kann das Mamma-Karzinom heute brusterhaltend operiert werden, bedarf dann aber i.d.R. einer adjuvanten Strahlentherapie. Die topische Anwendung einer Calendula-haltigen Salbe und in einer anderen Untersuchung einer Silymarin-haltigen Creme hatte in ersten Untersuchungen zu einer besseren Strahlenverträglichkeit der Haut geführt.

Die größte Beeinträchtigung im Zusammenhang mit ihrer antitumoralen Behandlung erleben die meisten Frauen durch oft sehr lang anhaltende und sehr ausgeprägte Fatigue-Beschwerden. Im Vordergrund der Behandlung stehen körperliche Bewegung (möglichst bereits prophylaktisch) und Psychoedukation. Auch Akupunktur und Akupressur sind hilfreich einsetzbar. Phytotherapeutisch liegen positive Studienergebnisse aus Untersuchungen mit Ginsengwurzel-, Guarana- und auch Baldrianwurzelextrakt vor. Andere Adaptogene wie Extrakte aus Rhodiola rosea oder auch Eleutherococcus senticosus werden ebenfalls häufig eingesetzt, sind aber spezifisch bei Cancer-related fatigue noch nicht klinisch untersucht.

Der größte Teil der Mamma-Karzinome ist hormonrezeptorpositiv und die Patientinnen bedürfen einer mindestens fünfjährigen endokrinen Therapie. Diese ist zwar sehr effektiv, führt aber bei vielen zu erheblichen hormonentzugsbedingten Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Trockenheit der Schleimhäute und auch Gelenkbeschwerden, was die Patientinnen nicht selten zu einem Therapieabbruch verleitet. Von der therapeutischen Anwendung hochdosierter isolierter Phytoöstrogene (> 100 mg Isoflavone) wird in der aktuellen AGO-Leitlinie zum Mamma-Karzinom abgeraten – Isoflavon-haltige Präparate hatten auch in randomisierten Therapiestudien keinen Effekt gezeigt.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Heilpflanzen in der begleitenden Therapie des Mamma-Karzinoms – wie ist die wissenschaftliche Evidenz?

Aus der Zeitschrift für Phytotherapie 1/2016

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