Diagnostik und Therapie der frühen und späten klinischen Funktionseinschränkunge
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Nach Einsetzen der ersten Schlaganfallsymptome hat eine Lyse mit rekombinantem Plasminogenaktivator (rtPA) nach spätestens 4,5 Stunden den größten Therapieerfolg. Dies wurde nun in einer landesweiten Studie bestätigt.
BMJ 2014; 348:g3429
Gumbinger et al. untersuchten den Einfluss einer rtPA-Lyse auf den Krankheitsverlauf von Patienten mit Schlaganfall für das Land Baden-Württemberg. Die Autoren werteten die Daten aller Patienten aus, die zwischen 2008 und 2012 die ICD-10-Diagnose „akuter Schlaganfall“, aber keine intraarterielle Lyse oder Embolektomie erhalten hatten. Der Wert auf der Rankin-Skala nach Entlassung diente als primärer Studienendpunkt.
Insgesamt wurden 84 439 Patienten in 148 Krankenhäuser aufgenommen. 49 Kliniken verfügten über eine zertifizierte Stroke Unit. Das Durchschnittsalter betrug 73,5 Jahre; 48,7% waren Frauen. Mehr als ein Drittel der Patienten war > 80 Jahre alt. 10 263 Patienten erhielten rtPA, davon 16% < 90 Minuten, 62% 90–180 Minuten, 16% 180–270 Minuten und 7% > 270 Minuten nach dem Schlaganfall.
Unabhängig von der Therapie war der Rankin-Wert vor dem Akutereignis der wesentliche prognostische Faktor. Die rtPA-Lyse war mit einem günstigen Verlauf innerhalb der ersten 10 posttherapeutischen Tage assoziiert (p < 0,001). Die Wahrscheinlichkeit für einen Rankin-Wert von 0 oder 1 war 2,5-mal höher, wenn in den ersten 90 Minuten nach Symptombeginn behandelt worden war (95%-Konfidenzintervall [KI] 2,1–2,9). Bei einem Symptom-Therapie-Intervall von 3,0–4,5 Stunden betrug sie noch 1,3 (95%-KI 1,1–1,5). Die Thrombolyse nach mehr als 4,5 Stunden beeinflusste den primär neurologischen Verlauf ebenfalls positiv (Odds Ratio [OR] 1,25; 95%-KI 1,0–1,6). Insgesamt waren 43% der Patienten verzögert behandelt worden, was mit einer erhöhten Krankenhaussterblichkeit einherging (OR 1,45; 95%-KI 1,1–1,9).
Fazit
Für den Erfolg einer rtPA-Lyse nach einem Schlaganfall sind den Autoren zufolge zwei Kriterien entscheidend: ein enges Zeitfenster (< 4,5 Stunden) und der Ausgangszustand des Patienten. Eine spätere Thrombolyse erwies sich ebenfalls als neurologisch effektiv, war aber mit einer gesteigerten Letalität assoziiert.
Dr. med. S. Krome
Aus DMW: Deutsche medizinische Wochenschrift 2014
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