• Psychiatrie, Notfall, Diagnostik, Krisenintervention

     

Notfall Psyche – Diagnostik und Krisenintervention in der Präklinik

Der psychiatrische Notfall gehört zu den häufigsten Einsatzursachen für Notärzte. Der Beitrag bietet einen Leitfaden zum Umgang mit Menschen in seelischer Not: von der Orientierung im Notfallgeschehen über eine Zusammenstellung der häufigsten Krankheitsbilder, die Vorstellung spezieller Techniken zur Krisenintervention bis hin zu pharmakologischen Aspekten.

Psychiatrische Notfälle sind in der präklinischen Notfallmedizin so häufig wie traumatologische und neurologische Notfälle. Sie gehören mit 10 – 15% zu den häufigsten Einsatzursachen für den Notarzt.

Der Notfall „Psyche“ ist allgegenwärtig. Er findet sich bei psychischen oder psychiatrischen Störungen, psychischen Ausnahmereaktionen auf belastend empfundene Lebensereignisse, u. a. Schicksalsschläge oder als extreme psychische Begleitreaktion bei akut einsetzenden körperlichen Beeinträchtigungen im eigenen oder im Erleben emotional nahestehender Dritter wie z. B.

    • Apoplex,
    • Angina pectoris,
    • Dyspnoe,
    • Asthmaanfall,
    • Koliken,
    • Harnverhalt,
    • Glaukomanfall,
    • Verbrennungen,
    • Frakturen.

    Psychiatrische Notfälle stellen für die im Rettungsdienst Tätigen selbst eine schwere psychische Belastung dar. Das eigene Risiko für eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine Depression beträgt rund 10%, wobei eine vorbestehende psychiatrische Störung das Risiko um das 5- bis 6-Fache erhöht. Die Beachtung und Anwendung spezifischer Techniken trägt zum Selbstschutz bei.

    Methodik der psychiatrischen Notfall- und Krisenintervention

    Psychiatrisch-psychotherapeutische Notfälle können mit Selbst- und/oder Fremdgefährdung einhergehen, was bei einem professionellen Vorgehen unbedingt zu berücksichtigen ist. Vor dem ersten Kontakt sollte eine Risikoabschätzung vorgenommen werden:

    Wie wurde das Krisengeschehen über die Rettungskette an die Rettungskräfte herangetragen?

    Aus der Beantwortung der Frage lassen sich mögliche Rückschlüsse auf die mit dem Störungsbild verbundene Psychodynamik und Beziehungsgestaltung zum sozialen Umfeld ziehen. Je akuter eine krisenhafte Entwicklung stattgefunden hat, umso höher sollte das Fremdgefährdungspotenzial eingeschätzt werden. Das Hinzuziehen Professioneller ist als Zeichen einer Eskalation zu bewerten, nachdem die stützenden Maßnahmen im sozialen Umfeld nicht mehr gegriffen haben. Gibt es ein Netzwerk zuverlässiger, erreichbarer, wertschätzender und hilfsbereiter Personen, auf die als stabilisierende Ressource zurückgegriffen werden kann? Oder ist eher mit einer Verschlimmerung der Situation zu rechnen, weil ein möglicher Gesprächspartner direkt in der auslösenden Situation involviert war oder ein Eigeninteresse an einer krisenhaften Zuspitzung hat? Bei den vorgesehenen Gesprächspartnern ist eine ausreichende Motivation, Belastbarkeit und Kommunikationsfähigkeit zu prüfen.

    Fremdinformationen eruierbar?

    Gibt es Fremdinformationen zu dem Betroffenen, zu beteiligten Personen, zu dem Ablauf des Geschehens, zu der aufzusuchenden Örtlichkeit?

    Gegebenenfalls lassen sich zufällig anwesende Dritte schnell befragen. Mit dem Betreten der Örtlichkeit der Krisenintervention, z. B. der Wohnung des Betroffenen, sollten Umfeldinformationen aus der Sichtung der Zimmer, insbesondere eigener Platz, Bett, Nachttisch, persönliche Bilder, Bücher, Fotos, Medikamente, Drogenutensilien usw., Berücksichtigung finden. Gibt es Hinweise auf abgelaufene Gewalt, z. B. verängstigte Personen oder eine beschädigte Einrichtung?

    Seelische Notzustände können viele Ursachen haben. Trotzdem lassen sich häufig einheitliche Reaktionsformen oder Muster erkennen.

    Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Notfall Psyche – Diagnostik und Krisenintervention in der Präklinik

    Aus der Zeitschrift: Der Notarzt 05/2017

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