• Wege zu einer Angehörigenfreundlichen Intensivstation

    Im Sinne einer familienzentrierten Pflegepraxis sollten Angehörige ihre Besuche möglichst flexibel gestalten können.

     

Wege zu einer "Angehörigenfreundlichen Intensivstation"

Die Besuchszeiten sind auf den meisten Intensivstationen streng reglementiert. Das widerspricht nicht nur den Bedürfnissen der Angehörigen, sondern wirkt sich auch negativ auf den Genesungsprozess der Patienten aus. Dabei ist es gar nicht so schwierig, die Besuchsregelungen flexibel und individuell zu gestalten.

Wenn ein geliebter Mensch kritisch krank auf einer Intensivstation medizinisch und pflegerisch durch ein interprofessionelles Team versorgt wird, so durchleben Familienangehörige diese krisenhafte Zeit oftmals in ständiger Angst und Sorge um diesen Menschen. Hilflosigkeit und Anspannung bis hin zu psychosomatischen Begleiterscheinungen können die Folgen sein. Zudem steigt der emotionale Stress in der ihnen unbekannten Welt der Intensivstation voller neuer Sinneseindrücke, die von einer unbekannten Geräuschkulisse begleitet sind, der Geschäftigkeit und einer hochtechnisierten Umgebung, von der sie eingeschüchtert und überwältigt werden können – und mittendrin ihr krankes, optisch verändertes Familienmitglied. Die nicht selten vorherrschenden Besuchsregelungen und die räumliche Trennung von ihrem kranken Familienmitglied führen oftmals dazu, dass Familienangehörige nur Momentaufnahmen wahrnehmen und sie nur eine ungenaue Zustandsbeurteilung erfassen können.

Auf vielen Intensivstationen herrscht trotz neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Angehörigenintegration noch immer ein reglementierter Besucherzugang, der häufig begrenzt ist auf eine bestimmte Uhrzeit und die Dauer der Besuche. Dies führt dazu, dass Familienangehörige nicht nach ihren individuellen Bedürfnissen ihre schwerstkranken Familienmitglieder besuchen und Besuche nur von kurzer Dauer sein können. In einer qualitativen pflegewissenschaftlichen Studie belegte Metzing, dass gerade Intensivpatienten die Anwesenheit von Angehörigen als „überlebenswichtig“ erleben. Somit lässt sich der Rückschluss ziehen, dass Patienten von der Anwesenheit der Familie profitieren.

Im folgenden Beitrag soll ein Blick auf die Besuchsregelungen auf Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern fallen. Hierbei werden Ideen zur Umsetzung für die Handlungspraxis im Umgang mit Angehörigen, speziell die der Besuchsregelung herausgearbeitet. Diese sind nicht nur für eine familienzentrierte Pflegepraxis von Bedeutung, sondern auch für die Organisationsweiterentwicklung im Rahmen von Organisationsgestaltung wertvoll.

Problemlage

Betrachtet man die insgesamt 2.162.221 intensivmedizinischen bzw. intensivpflegerischen Behandlungsfälle aus dem Jahr 2016 in deutschen Krankenhäusern, erhält man einen Einblick, wie viele Familien und Angehörige ebenfalls von dieser lebensbedrohlichen Krise des einzelnen Intensivpatienten betroffen sind. Um dieser großen Zahl der betroffenen Angehörigen und den damit verbundenen möglicherweise traumatischen Begleiterscheinungen präventiv zu begegnen, ist eine Auseinandersetzung mit der Thematik der Besuchsregelung auf Intensivstationen im Sinne einer Reflexion und Rekonstruktion bestehender Handlungspraxis von Krankenhäusern nötig.

Besucherregelung auf Intensivstationen

Eine deutschlandbezogene quantitative Befragung aus dem Jahr 2005 ergab, dass rund 88 % der Befragten einen reglementierten Besucherzugang zur Intensivstation erhielten. Von den befragten Pflegenden sind rund 75 % mit dem vorhandenen reglementierten Besucherzugang einverstanden, wobei 9 % dieser Befürworter die Reglementierung strikt einhalten. Somit ergibt sich, dass rund 88 % der Befürworter situativ von der Reglementierung abweichen, beispielsweise bei unvereinbaren Arbeitszeiten der Angehörigen oder kritischen Situationen, insbesondere in der Sterbephase oder beim Tod eines Patienten. „Die Aussage ,Wenn Angehörige sehr drängen, gebe ich nach und lasse sie rein‘ wurde von fast 58 % der Pflegenden bestätigt. Nur 42 % gaben an, auch bei Drängen der Angehörigen nicht nachzugeben.“

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Wege zu einer "Angehörigenfreundlichen Intensivstation"

Aus der Zeitschrift: Intensiv 04/2018

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