Grundlagen - Handling - Fallbeispiele
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„Bürger und Irre“, „Irren ist menschlich“ – mit solchen Werken hat sich Klaus Dörner als Fundamentalkritiker der Psychiatrie einen Namen gemacht. Als Leiter der Psychiatrischen Klinik in Gütersloh hat er in den 1990er-Jahren die Auflösung der Abteilung für chronisch Kranke betrieben und so bewiesen, dass niemand auf Dauer in einer Anstalt leben muss. Auch mit 82 Jahren ist er seiner Methode treu geblieben: der kritischen Selbstwahrnehmung. Der PPH gewährte er in seiner Wohnung in Hamburg-Eppendorf sehr persönliche Einblicke.
Der Kampf um die Humanisierung der Psychiatrie verlangt Rückgrat. Für Besucher im Hause Dörner gilt das wörtlich: Während der 82 Jahre alte Professor im Arbeitszimmer der großzügigen Eppendorfer Altbauwohnung erklärt, wie er seit Jahrzehnten dickste Bretter bohrt, versinkt man in der Tiefe des braunen Breitcord-Polstersessels, beugt sich gebannt nach vorn und spürt irgendwann dieses Ziehen im Kreuz. Und in der Lunge. Nach mehrstündigem Kolloquium ist die warme Luft gesättigt vom Rauch der Pfeife. Wohl dem, der selbst qualmt. Aber wer hat gesagt, dass die Begegnung mit diesem blitzwachen Gesinnungstäter bequem und angenehm geraten müsse? So viel wusste man schon vorher: Klaus Dörner, Doktor der Medizin und der Philosophie, Studium der Soziologie und der Geschichte, Verfasser des Standardwerks „Bürger und Irre“, Mitautor des Psychiatrie-Bestsellers „Irren ist menschlich“, Leiter der Westfälischen Klinik für Psychiatrie in Gütersloh von 1981 bis zur Pensionierung 1996, unerbittlicher Gegner der Verwahrung chronisch Kranker in Anstalten, Impulsgeber für zahlreiche Bürger- und Nachbarschaftsinitiativen der ambulanten, kommunalen Versorgung pflegebedürftiger Menschen, Vortragsreisender mit einem Pensum von rund 200 Auftritten pro Jahr – dieser Mann des Geistes wie der Aktion verlangt seinen Mitmenschen das Äußerste ab im Namen der Menschlichkeit: Die Konfrontation mit sich selbst. Und wie könnte man ihm das verübeln, wo er doch auch sich selbst nicht schont. Schon physisch nicht. Zu seinen Vorträgen reist er stets mit der Bahn, zweiter Klasse; statt sich ins Taxi zu setzen, geht er zu Fuß; zwischen zwei Auftritten fährt er lieber heim zu seiner Frau, als im schnell erreichbaren Hotel zu übernachten, er hat ja die Bahncard 100; seinen Kaffee trinkt er schwarz, und vor einem Vortrag isst er nichts. Würde nur belasten. Zum 80. haben die drei Verlage, in denen er publiziert, diesem eigenwilligen Mann ein Büchlein mit 80 Dankesbriefen von Menschen geschenkt, in deren Institutionen er zu Gast war. „Herr Dörner kommt mit dem Zug“, heißt es. Darin sind bewegende Dankesworte zu lesen über diesen „wichtigen Wegweiser“, den „Wortzauberer“, den „Guru der Sozialpsychiatrie“, den „Visionär“. Einer schrieb: „Anfang der 1990er gab es das Verb ,dörnern‘ auf psychiatrischen Stationen. Man verwendete es augenzwinkernd als Warnung vor Übermotivation.“
Lesen Sie den ganzen Beitrag: Bekenntnisse eines Unbequemen
Aus der Zeitschrift Psych.Pflege Heute
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