Rechtsticker

PDA: Aufklärung vor der Geburt
Ist eine bestimmte Aufklärung vor der Geburt geboten, so muss die Mutter auch über die beim Kind möglicherweise eintretenden Folgen unterrichtet werden. Vorgeburtlich ist nur dann zur Periduralanästhesie (PDA) aufzuklären, wenn die werdende Mutter zu erkennen gibt, sich dafür zu interessieren oder entscheiden zu wollen oder wenn vorhersehbare Risiken dazu Anlass geben. Kann die Mutter unter der Geburt nicht mehr über das Legen einer PDA entscheiden, ist für die Rechtfertigung des Eingriffs der mutmaßliche Wille der Patientin ausschlaggebend. 
OLG Naumburg, Urteil vom 06.02.2014 – 1 U 45/13

Schmerzensgeld nach Schulteroperation
Das OLG Hamm verurteilte eine Klinik zur Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 50.000 Euro und Zahlung künftigen Schadenersatzes. Die Durchführung einer offenen Schultergelenksoperation bei der Klägerin habe gegen den ärztlichen Standard verstoßen. Indiziert sei ein endoskopischer Eingriff gewesen. Eine fehlerhafte Durchführung der Operation habe zur Zerstörung des Schulterdachs bei der Klägerin geführt, weswegen diese massive Einschränkungen im täglichen Leben erfahre. Zudem habe sie aus diesem Grund eine Vielzahl weiterer Eingriffe über sich ergehen lassen müssen.
Oberlandesgericht Hamm, Urteil vom 01.07.2014, I-26 U 4/13, 26 U 4/13

Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung
Eine Assistenzärztin wurde zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten auf Bewährung verurteilt, nachdem nach Saugglocken-Entbindung nur noch ein lebloses Kind entwickelt und abgenabelt werden konnte. Der Sachverständige betonte in seiner Stellungnahme, dass prospektiv schadensvermeidende Geburtshilfe nur im Team durch enge Zusammenarbeit der beiden Berufsgruppen Hebamme und Arzt zu erreichen sei. Bei Erkennen des fehlenden fachärztlichen Standards des diensthabenden Arztes habe auch die Hebamme/Pflegekraft einen Oberarzt beziehungsweise Chefarzt der Frauenklinik notfallmäßig hinzuzuziehen.

Aus der Zeitschrift Im OP 1/2016