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Wenn Kinder Schmerzen haben

Schmerz ist ein Phänomen, das untrennbar mit dem Leben verbunden ist – auch bereits im Kindesalter. Jedoch wurden Schmerzen bei Kindern lange Zeit vernachlässigt und häufig sogar komplett ignoriert.

Bis weit in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts standen Aussagen wie „Neugeborene und Säuglinge sind aufgrund ihres unreifen Nervensystems schmerzunempfindlich, Kleinkinder vergessen den Schmerz sofort wieder“ oder „Das Risiko einer Schmerztherapie bei Kindern übersteigt den möglichen Nutzen“ für einen professionellen Handlungsansatz in der Behandlung von kranken Kindern. Heute wissen wir, nicht zuletzt aufgrund der bahnbrechenden Forschungsarbeiten von Anand, dass Kinder unabhängig ihres Alters Schmerzen empfinden können; die Wichtigkeit einer adäquaten Schmerztherapie sowie eines notwendigen pflegerischen Schmerzmanagements sind unbestritten. Insbesondere für die Klientel der häuslichen Kinderkrankenpflege – chronisch kranke, pflegebedürftige Kinder/Jugendliche mit und ohne Behinderungen – ist ein professioneller Umgang mit dem Pflegeproblem Schmerz von zentraler Bedeutung.

Ein nachfolgender Blick auf relevante Forschungsergebnisse zu Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen soll diese Aussage untermauern.

Verschiedene Schmerzarten

Schmerzen gehen einher mit Verletzungen oder Krankheiten; bei Kindern und Jugendlichen stehen diese meist in Verbindung mit medizinischen Interventionen wie Impfungen, Blutentnahmen, Zahnarztbesuchen oder Operationen. Infektionskrankheiten wie Otitis media oder Stomatitis aphtosa, aber auch Stürze von der Kommode oder mit dem Fahrrad begleiten das Kindesalter und gehen mit akuten Schmerzen einher.

Ein ernst zu nehmendes Problem ist – analog zu den Erwachsenen – die fortschreitende Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen, also Schmerzen, die bereits länger als drei Monate bestehen und somit ihre Warn- und Schutzfunktion verloren haben. So lebten im Jahr 2015 nach Aussagen des Deutschen Kinderschmerzzentrums in Deutschland ca. 350.000 Kinder und Jugendliche, die an chronischen Schmerzen leiden – mit steigender Tendenz. Hierbei handelt es sich um ein breites Spektrum an unterschiedlichen Erkrankungen, insbesondere chronische Bauch- und Kopfschmerzen, neuropathische Erkrankungen, juvenile Arthritis oder Fibromyalgie, schwere Zerebralparese sowie somatoforme Schmerzstörungen. Auch die repräsentativen Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS) zeigen, dass 71 Prozent der knapp 15.000 erfassten Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren in den letzten drei Monaten über Schmerzen berichteten, mit zunehmender Schmerzprävalenz bei steigendem Alter. Häufigste Schmerzlokalisationen waren hierbei Kopf, Bauch und Rücken.

Als eine besonders vulnerable Gruppe gelten Kinder und Jugendliche mit schwersten Mehrfachbehinderungen. Aufgrund ihrer neurodegenerativen, genetischen oder postinfektiösen Grunderkrankung werden bei ihnen häufig schmerzhafte chirurgische Operationen wie Kontrakturoperationen oder Zahnextraktionen durchgeführt. Komorbiditäten wie Epilepsie, Spastik, Refluxösophagitis, Obstipation, Gallen- und Nierensteine oder eine Aspirationspneumonie sind häufige Begleiterscheinungen einer Mehrfachbehinderung, die ihrerseits Schmerzen verursachen. Auch notwendige pflegerische Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung und Transfermaßnahmen, das Anlegen von Orthesen oder die tägliche Mund- und Zahnpflege können bei diesen Kindern Schmerzkrisen auslösen.

Folgen einer ausbleibenden Schmerzbehandlung

Die Folgen von unbehandelten Schmerzen im Kindesalter sind vielfältig. Sie verursachen nicht nur momentanes Leid, sondern bedrohen die gesamte kindliche Entwicklung. Heute wissen wir: Je mehr schmerzhafte Erfahrungen ein Früh- und Neugeborenes erlebt hat, desto langsamer und eingeschränkter entwickeln sich seine geistigen und motorischen Fähigkeiten. Gerade rezidivierende Schmerzen im Kindesalter gehen mit einer erhöhten Ängstlichkeit und Depressivität, physischen und psychosozialen Einschränkungen und vielen Schulfehltagen einher. Zusätzlich wirken sich Schmerzen negativ auf Appetit, Stimmung, Schlaf- und Spielverhalten aus; ebenso wird die kindliche Neugier dadurch gehemmt.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Wenn Kinder Schmerzen haben

Aus der Zeitschrift JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 01/2019

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