Physiotherapie und Training
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Bei Patienten nach OPs an Hüft-oder Kniegelenk ist es wichtig, die Belastung des Gelenks erst nach und nach zu steigern. Die Gewichtsbelastung, also der Druck unter der Fußsohle, ist aber kein verlässlicher Faktor dafür. Denn Gewichts- und Gelenkbelastung differieren häufig immens.
Jeder Therapeut kennt diese Situation: Ein Patient kommt mit der Diagnose „Z. n. Hüft-TEP“ zum ersten Mal in die Behandlung. Er bringt ein Nachbehandlungsschema mit, das ihm die Gewichtsbelastung in den ersten Wochen untersagt oder auf ein bestimmtes Maß hin reduziert. Um ein Gefühl für diese Limitierung zu bekommen, übt der Therapeut mit dem Patient meist auf einer Waage – in der Hoffnung, der Patient kann die erlaubte Gewichtsbelastung auch im Alltag einhalten und dadurch sein Gelenk schützen.
Hohe Belastung kann sich negativ auf die Gelenke auswirken
Die beiden Begriffe Gelenk- und Gewichtsbelastung werden in unterschiedlichen Bereichen der Orthopädie und Chirurgie diskutiert. Als Risikofaktoren für die Degeneration des Kniegelenks nennen beispielsweise mehrere Autoren strukturelle Schäden (Meniskusverlust, akute Knorpelschäden oder Knochenmarkläsionen) sowie Parameter, die eine erhöhte Gelenkbelastung zur Folge haben [5, 9, 11]: die Beinachse (Varus- oder Valgusstellung), ein erhöhter Body-Mass-Index sowie das sogenannte Adduktionsmoment (Belastung im medialen Kompartiment des Kniegelenks).
Der Faktor Gewichtsbelastung stand lange im Verdacht, bei der aseptischen Lockerung von Prothesen eine Rolle zu spielen. Das Denkmodell besagt, dass eine frühe und große Belastung zu exzessiven Bewegungen zwischen der eingesetzten Prothesenkomponente und dem angrenzenden Knochen führt und damit die Knochenbildung inhibiert wird. In diversen Arbeiten wurde inzwischen jedoch widerlegt, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen sofortiger Vollbelastung und einer höheren Lockerungsrate gibt [6]. Dennoch hält sich dieses Denkmodell hartnäckig [6] und spiegelt sich in diversen Nachbehandlungsschemata wider, etwa nach Knorpelzelltransplantation im Kniegelenk oder nach Implantation einer unzementierten Hüft-TEP.
Demnach gibt es offenbar gute Gründe, sich in der Nachbehandlung über die Gelenkbelastung Gedanken zu machen und beispielsweise Übungen im Sinne einer biomechanischen Progression von geringer hin zu hoher Gelenkbelastung zu planen. Die Gewichtsbelastung kann jedoch nicht Basis dieser Belastungsplanung sein. Denn die Zusammenhänge zwischen Gewichtsbelastung und Gelenkbelastung sind oftmals gering – und teilweise sogar konträr. Somit braucht es Überlegungen, welche alternativen Faktoren Rückschlüsse auf die Gelenkbelastung geben könnten.
Lesen Sie den gesamten Artikel aus physiopraxis 9/2014 Beanspruchung von Knie- und Hüftgelenken – Gewichtsbelastung ≠ Gelenkbelastung.
Halswirbelsäule und obere Extremität
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