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Chronisches Schulter-Impingement-Syndrom
Auf dem Mechanismus basierende Untersuchung und Therapie
Chronische Schulterschmerzen zählen zu den häufigsten Ursachen, weshalb Patienten Ärzte oder Physiotherapeuten aufsuchen. Oft sind diese Beschwerden „nicht spezifisch“, d. h. die Schmerzen werden weder durch eine schwere Verletzung/ Abnutzung noch eine systemische Erkrankung hervorgerufen. Ähnliches findet sich bei „nicht spezifischen LWS- und Beckengürtelbeschwerden. Die am zahlreichsten verwendeten Bezeichnungen für mechanische Schulterprobleme sind das Schulter-Impingement-Syndrom (SIS) oder Rotatorenmanschetten- Tendinopathie (RMT). Seit jeher versuchen Chirurgen bei diesen Diagnosen, den subakromialen Raum mittels „subakromialer Dekompression/Akromioplastie“ zu vergrößern, um den Strukturen mehr Platz zu verschaffen und somit eine ständige Irritation der Sehnen, Bursen etc. zu unterbinden. Bei diesen Operationen werden vor allem anatomische Strukturen wie Osteophyten (am Akromion oder Akromioklavikulargelenk), das Lig. coracoacromiale und/oder die Schleimbeutel entfernt. Außerdem werden Variationen am Akromion (Typ III oder „hooked“ Akromion) bzw. Verletzungen an der Rotatorenmanschette korrigiert/ saniert. Hier ergeben sich jedoch mehrere grundlegende Probleme. Mehrere Studien zeigten, dass keine zwingende Korrelation zwischen anatomischen Variationen (Typ III Akromion, Osteophyten etc.) und Schmerzen bzw. Rotatorenmanschetten Pathologien besteht. Des Weiteren ist zu überlegen, warum das Lig. coracoacromiale bei Operationen häufig „geopfert“ wird, obwohl das Ligament bekanntermaßen eine superiore Translation des Humeruskopfes während der aktiven Elevation verhindert. Chirurgen kämen wahrscheinlich auch nicht auf die Idee, das vordere Kreuzband herauszunehmen, um Knieschmerzen zu behandeln. Von besonderer Bedeutung sind jene Studien, die zeigten, dass ein Großteil der Sehnenverletzungen/-degenerationen nicht an der Ober- (der dem Akromion zugewandten Seite), sondern an der Unterseite (die dem Gelenk zugewandte Seite) oder innerhalb der Sehne stattfinden. In Anbetracht dieser Ergebnisse ergibt sich zwangsweise die Frage, ob eine Akromioplastie tatsächlich überhaupt (immer automatisch) nötig ist, wenn das „Reiben der Sehne“ am Akromion nicht (automatisch) die Ursache für die Sehnenveränderungen zu sein scheint. Für das Operationsergebnis macht es jedenfalls keinen Unterschied, ob nur die Bursa (Bursektomie) oder zusätzlich Teile des Akromions (Akromioplastie) entfernt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass statistisch gesehen physiotherapeutische Maßnahmen gleichwertige Ergebnisse erzielen wie chirurgische Interventionen – und das bei wesentlich geringeren Kosten für das Gesundheitssystem. Da andererseits nicht alle Patienten von einer konservativen Therapie profitieren, wäre es falsch, die chirurgischen Maßnahmen grundlegend als Therapeutikum bei SIS/RMT anzuzweifeln. Allerdings ist es höchste Zeit, gute und verlässliche Untersuchungsmethoden zu entwickeln, um den Patienten von Anfang an die richtige Therapie zukommen zu lassen. Damit lassen sich einerseits unnötige und teure Operationen vermeiden und andererseits auch schnell jene Patienten herausfiltern, die höchstwahrscheinlich von einem konservativen Ansatz (Physiotherapie, Übungen für die Rotatorenmanschette, Manuelle Therapie) wenig bis gar nicht profitieren und dann nach einer gescheiterten Physiotherapieserie erst recht wieder eine Operation benötigen.

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