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Fall für Vier: Ausgeknirscht
Sina Zoll hat mehrmals pro Woche dumpfdrückende Kopfschmerzen. Wenn sie nachts mit den Zähnen knirscht, sind die Beschwerden am nächsten Tag stärker. Doch eine Aufbissschiene brachte bisher keine Erleichterung. Ein Zahnarzt, eine Kieferorthopädin, eine Physiotherapeutin und ein Osteopath schildern, zu welchen Maßnahmen sie bei diesem Fall greifen würden.
Sina Zoll hat seit zweieinhalb Jahren zwei- bis dreimal pro Woche dumpf-drückende Kopfschmerzen. Die 31-jährige Lehrerin lokalisiert sie frontal und temporal. Bei starken Kopfschmerzen (NRS 8/10) steigen sie von der HWS über das Occiput bis zum Os frontale. Morgens sowie nach anstrengenden Arbeitstagen sind die Beschwerden am schlimmsten.
Frau Zoll gibt an, nachts mit den Zähnen zu knirschen und tagsüber, beispielsweise bei Korrekturen von Klausuren, die Zähne zusammenzupressen. Seit neun Monaten trägt sie regelmäßig eine Aufbissschiene, bemerkt aber keinen Effekt. Ihre Beschwerden bessern sich durch Ruhe, im Liegen sowie durch Ibuprofen, das sie etwa einmal pro Monat einnimmt (1 x 300 mg). Sind die Kopfschmerzen präsent, verschlechtern sie sich durch Arbeit und Alltagstätigkeiten. Einen klaren Auslöser kann Sina Zoll nicht benennen, außer dass deren Entstehung ungefähr mit der Geburt ihrer Tochter vor zweieinhalb Jahren zusammenfällt.
Die Patientin war wegen ihrer Beschwerden bereits beim HNO-Arzt, die Nasennebenhöhlen waren unauffällig. Sie beschreibt, dass sie als Kind sehr häufig unter Mittelohrentzündung (Otitis media) litt und die Ohren bis heute „eine empfindliche Schwachstelle“ bei ihr sind. In der Kindheit ist Sina Zoll häufig vom Pferd gestürzt. Eine Gehirnerschütterung wurde nie diagnostiziert. Sie war zehn Jahre lang in kieferorthopädischer Behandlung, da ihr Oberkiefer sehr klein war. Bis heute hat sie das Gefühl, nicht gerade zu beißen. Die Weisheitszähne wurden nicht entfernt.
Frau Zoll ist mit ihrer Lebenssituation zufrieden und momentan nicht außergewöhnlich stark belastet. Sie beschreibt einen guten Allgemeinzustand, nimmt neben den Schmerzmitteln keine weiteren Medikamente und geht regelmäßig zweimal pro Woche zum Sport (Schwimmen und Fitnessstudio).
Zahnmedizin
Spontane Hypothese: Bei Sina Zoll könnte es sich um Schmerzen im Rahmen einer mit Bruxismus assoziierten kraniomandibulären Dysfunktion handeln.
Ergänzende Untersuchung: Zuerst muss ich klären, ob tatsächlich eine CMD vorliegt. Hierfür empfiehlt die Arbeitsgruppe „Mund- und Gesichtsschmerz“ der Deutschen Schmerzgesellschaft die RDC/TMD (Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders). Das zweiachsige Diagnosekonzept erfasst somatische Erkrankungen sowie Informationen der Schmerzintensität, des schmerzassoziierten psychosozialen Befindens, der Somatisierung und Depression. Da subjektive Angaben von Patienten in Bezug auf Bruxismus wenig verlässlich sind, ist eine gerätegestützte Diagnostik ratsam, zum Beispiel mit dem Brux-Off von OT Bioelettronica. Durch elektromyografische Aufzeichnungen lässt sich zudem feststellen, ob und in welchem Maß Dysbalancen im Rekrutierungsmuster der Kiefermuskulatur vorliegen.
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Aus der Zeitschrift physiopraxis 07-08/2017

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