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Gehirnerschütterungen – Unterschätzte Gefahr
Obwohl Gehirnerschütterungen sehr häufig vorkommen und bei wiederholtem Auftreten zu langfristigen Folgen führen können, werden sie oft unterschätzt. Selbst viele Sportphysiotherapeuten sind in der Diagnostik am Spielfeldrand noch unzureichend qualifiziert. Dabei können sie auf hilfreiche Werkzeuge wie das Concussion Recognition Tool (CRT) und die dritte Version des Sport Concussion Assessment Tools (SCAT 3) zurückgreifen.
2014 erlitt der deutsche Fußballnationalspieler Christoph Kramer im WM-Finale eine Gehirnerschütterung (Commotio cerebri; engl.: concussion). Die Schulter eines Gegenspielers traf ihn hart im Gesicht, und er ging bewusstlos zu Boden. Nachdem er den Schiedsrichter unsicher fragte, ob er hier im WM-Finale sei, war klar: Es ist Zeit für eine Auswechslung. Bereits abends zeigte Kramer keinerlei Symptome mehr. Geschichten, wie diese sind die gängigen, wenn man an Gehirnerschütterungen denkt. Was aber passiert, wenn sich diese Ereignisse häufen, griff 2016 der Kinofilm „Erschütternde Wahrheit“ (Originaltitel: „Concussion“) mit dem bekannten Schauspieler Will Smith auf. Der Film erzählt die autobiografische Geschichte des forensischen Pathologen Dr. Bennet Omalu. Dieser hatte die Gehirne zweier bekannter American-Football-Profis nach ihrem Tod untersucht und Hinweise auf massive Neurodegenerationen durch multiple Gehirnerschütterungen festgestellt. Man spricht in diesem Fall von einer chronisch-traumatischen Enzephalopathie (CTE), wie auch Boxlegende Muhammad Ali sie hatte. Durch die traumatisch ausgelösten Mikroblutungen im Gehirn lagern sich Tau-Proteine ab (Tauopathien), die Gehirnzellen absterben lassen und Atrophien des Gehirns verursachen können. Seither gewinnt das Thema in der Öffentlichkeit vermehrt an Bedeutung, und besonders der Aspekt des CTE wird in der Fachöffentlichkeit kontrovers diskutiert.
Oft bagatellisiert
Die Gehirnerschütterung ist die leichteste und häufigste Form eines Schädel-Hirn-Traumas. Da sie meist weder im CT noch im MRT sichtbar gemacht werden kann, wird sie oft bagatellisiert und unstrukturiert oder gar nicht therapiert. Lebensgefährlich ist eine Gehirnerschütterung primär nicht, da weder eine Hirnschwellung noch -blutung entsteht. Erst ein wiederholtes Trauma kann zum Second Impact Syndrome (SIS) führen. Hierbei kann es innerhalb weniger Minuten zu weitreichenden Folgen bis hin zur späteren Berufsunfähigkeit und zu dauerhaften kognitiven und physischen Einschränkungen kommen.
Am häufigsten entstehen Gehirnerschütterungen beim Sport, bei Stürzen, Verkehrsunfällen und Kampfhandlungen von Soldaten. Dabei ist in circa 20 Prozent der Fälle Alkohol im Spiel. Körperbetonte Sportarten gelten als häufigste Ursache – vor allem American Football, Rugby, Eishockey, Fußball und Basketball. Genaue Zahlen für Deutschland gibt es nicht. Man geht davon aus, dass Notaufnahmen jährlich 40.000 bis 120.000 Personen behandeln – Tendenz steigend. Ob dies nur an der vermehrten Diagnostik und Aufmerksamkeit liegt oder andere Gründe hat, ist unklar.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Gehirnerschütterungen – Unterschätzte Gefahr
Aus der Zeitschrift physiopraxis 07/08/2017

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