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Interagieren statt belehren – Motivational Interviewing in die Praxis integrieren

Noch immer ist die Bedeutung interaktiver Prozesse in der Physiotherapie relativ gering. Thomas Messner will das ändern. Er plädiert dafür, einen besseren Rahmen für professionelle Gespräche zu schaffen. Profitieren können Therapeuten und Patienten.

Die Physiotherapeuten Clara und Ludwig diskutieren darüber, wer eigentlich das Problem ihrer Patienten löst. Sie selbst oder die Patienten? Wer ist letztlich dafür verantwortlich, dass es besser wird? In der abgebildeten Diskussion wird klar: Die eine richtige Meinung dazu gibt es nicht. Vielmehr haben beide recht, und sie können voneinander lernen.

Therapeutische Rolle definieren

Ludwig und Clara vertreten gegensätzliche Positionen – und haben beide recht mit ihren Argumenten. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte und muss für jeden Patienten anders bewertet werden – pauschal geht dies sicher nicht. Aber selbstverständlich tragen Patienten ein großes Stück der Verantwortung selbst.

Abhängig von der Rolle, die der Therapeut einnimmt, kann er im Patientenumgang verschiedene Techniken und Fertigkeiten nutzen. In der Rolle des Problemlösers, wie Clara sie verkörpert, verfügt er aus Aus- und Weiterbildung über ein breites Portfolio an Techniken und Interventionen. Doch wie sieht es aus, wenn der Patient das Säckchen trägt? Wie sieht therapeutische Unterstützung aus? Ludwigs Herangehensweise findet in den letzten Jahren immer mehr Beachtung, deshalb lohnt sich ein Blick darauf.

Ressourcen des Patienten aktivieren

Ist der Patient selbst Problemlöser, so ist es die Aufgabe des Therapeuten, gemeinsam mit ihm auf seine Möglichkeiten und Ressourcen zu schauen. Dabei gilt es den Alltag des Patienten, die Bedürfnisse, Gedanken und Emotionen ebenso zu berücksichtigen wie Krankheitsbild und Symptome. Im Laufe der Zeit haben sich hierfür verschiedene Modelle entwickelt. Eines ist das Motivational Interviewing (MI) bzw. die Motivierende Gesprächsführung. MI ist heute in zahlreiche Berufskontexte etabliert, wenn es darum geht, Menschen bei einer Veränderung zu unterstützen. Doch Vorsicht, mit „Motivational“ ist nicht gemeint, den Patienten für etwas zu motivieren, ihn argumentativ zu einer Veränderung zu führen oder vielleicht sogar zu überreden. Die Urheber William Miller und Stephen Rollnick sehen den motivationalen Charakter des Ansatzes darin, dass Therapeut und Patient die Motivation für Veränderung im Gespräch gemeinsam suchen und finden. Voraussetzung ist, dass Ressourcen, Motivatoren und Beweggründe für Änderungsprozesse grundsätzlich vorhanden sind. Patienten sind häufig nicht unmotiviert, sie stehen einer Änderung entweder ambivalent gegenüber oder benötigen eine Alternative, die ihrem Lebenskonzept (besser) entspricht. Ziel ist es, Möglichkeiten und Kräfte des Patienten zu aktivieren. Auch das „Interviewing“ hat mit dem klassischen Interview nicht viel gemeinsam. Der Ansatz fokussiert nicht darauf, Fragen aneinanderzureihen, die dem Interviewer Erkenntnisse oder Neuigkeiten bringen sollen und die der Befragte zu beantworten hat. Vielmehr kann man den Begriff aus dem lateinischen Wortstamm inter und vedere ableiten, was so viel wie „in etwas hineinschauen“ bedeutet. In der Physiotherapie blicken Therapeut und Patient gemeinsam auf Erkrankung, Symptomatik und vor allem auf die dem Patienten zugrunde liegenden Möglichkeiten, die seine Gesundheit unterstützen.

Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Interagieren statt belehren – Motivational Interviewing in die Praxis integrieren

Aus der Zeitschrift: physiopraxis 11-12/2019

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