• Flossing

    © R. Blume

     

Medical Flossing

Medical Flossing, das lokale Abbinden von Muskeln oder Gelenken, hat folgende Ziele: Es soll Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Andreas Ahlhorn beschreibt, was hinter der neuen Methode steckt.

Im Frühjahr 2014 hatte mein Kollege Ralf Blume, selbst Physiotherapeut und Betreuer des Fußballclubs Hannover 96, starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk. Keine Behandlung half, und so begann er im Internet nach Therapiemöglichkeiten zu recherchieren. Dabei stieß er auf Dr. Kelly Starrett, einen amerikanischen Physiotherapeuten. Er betreibt mit seiner Frau ein Fitnessstudio, das auf Trainingsmethoden des „functional training“ basiert. Außerdem hat er den Bestseller „Werde ein geschmeidiger Leopard“ geschrieben, in dem er einige unspezifische Gelenkanlagen aus dem sogenannten Voodoo Flossing für die Extremitäten beschreibt. Bei dieser Methode bindet der Sportler lokal seine Muskeln oder Gelenke direkt ab und bewegt dann das betroffene Areal, um dadurch eine bessere Gelenkbeweglichkeit und Schmerzreduktion zu erreichen. Ralf las sich in die Methode ein, probierte es aus und hatte Erfolg. Nach zwei Wochen „Flossen“ hatte er keine Schmerzen mehr und konnte sein Schultergelenk wieder frei bewegen. So war unsere Idee geboren, das eher unspezifische Voodoo Flossing zu einem umfassenden, differenzierten Konzept mit spezifischen, indikationsbezogenen Anlagetechniken weiterzuentwickeln. Zusammen brachten wir das Medical Flossing (MF) auf den Weg. Die Methode eignet sich unserer Meinung nach bei bestehenden Bewegungseinschränkungen unterschiedlichster Ätiologie, bei akuten sowie subakuten Verletzungen des Bewegungsapparates und bei bereits länger bestehenden muskuloskeletalen Problemen. Wir haben das MF bisher schon vielseitig eingesetzt, zum Beispiel bei jungen Athleten mit Sportverletzungen, aber auch bei Patienten mit Knietotalendoprothese, und durchweg positive Erfahrungen gesammelt.

Wie beim Okklusionstraining (OT; physiopraxis 7-8/15, S. 36) benötigt man auch beim MF ein Hilfsmittel, um die Extremitäten abzubinden. Hierfür verwenden wir das Flossing-Band, ein dehnbares Latexband. Im Unterschied zum OT, bei dem die Kompression auf Leiste oder Achsel beschränkt ist, bindet der Therapeut beim MF das Areal großflächiger ab.

Das Medical Flossing eignet sich, um den Tonus im Gewebe zu normalisieren.

Ziel des MF ist nicht wie beim OT die Hypertrophie, sondern eine verbesserte, schmerzfreie Beweglichkeit. Das Latexband bewirkt durch die elastische Kompression und die durch die Bewegung auftretenden Scherkräfte, dass sich Spannungen im Gewebe schnell ändern können. Somit eignet sich das MF sehr gut, um den Tonus, besonders des myofaszialen Systems, zu normalisieren. Die Reibung des Flossing-Bandes stimuliert die Mechanorezeptoren, was die Weiterleitung der Nozizeption auf Rückenmarksebene inhibiert. Da das MF mit Druck und Zugbelastungen arbeitet, beeinflusst es – wie jede andere Technik, die auf diese Weise Gewebe stimuliert – zelluläre Prozesse über die Mechanotransduktion. Bei dieser werden mechanische in biochemische Signale umgewandelt.

Um das Voodoo Flossing weiterzuentwickeln, erarbeiteten wir verschiedene Anlagetechniken, die sich je nach Indikation in Druck und Anlage unterscheiden.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Medical Flossing

Aus der Zeitschrift physiopraxis 9/2015

 

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