• MS der Film

     

Ich wollte mehr über Mamas Krankheit erfahren

Film „Multiple Schicksale“ Als Jann Kessler 2014 seine Maturaarbeit abgab, ahnte er nicht, wie viele Menschen er damit berühren würde. Der damals 18-jährige Schweizer hat einen Dokumentarfilm über Menschen mit Multipler Sklerose gedreht. Im Interview erzählt der beeindruckende junge Filmemacher, was ihn während der Dreharbeiten bewegt hat.

Jann, du hast mit 18 Jahren im Rahmen deiner Maturaarbeit einen Film über Menschen mit Multipler Sklerose (MS) gedreht. Wie kam es dazu, dass du dich so intensiv mit dieser chronischen Erkrankung auseinandergesetzt hast?

Als ich gerade fünf Jahre alt war, hat meine Mama die Diagnose Multiple Sklerose erhalten. In der Zeit danach gab es in unserer Familie eine riesige Unwissenheit über und auch Angst vor dieser Diagnose. Ich habe Mama, aber vor allem die Krankheit nicht an mich herankommen lassen. Das hat viele Jahre ganz gut funktioniert. Aber es kam ein Punkt, an dem ich mehr über die Krankheit MS wissen wollte. Vor allem, was sie mit Mama gemacht hat. Da war ich circa 16 Jahre alt. Mama konnte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr sprechen und wohnte bereits in einem Pflegeheim. So entschied ich mich, auch andere Menschen mit dieser Krankheit kennenlernen zu wollen. Zu dieser Zeit durfte ich in der Schule auch ein Thema für meine Maturaarbeit wählen. Da ich schon lange in meiner Freizeit gefilmt und auch Theater gespielt hatte, bat ich meine Lehrperson, die für den bildnerisch-gestalterischen Unterricht zuständig war, mich bei dem Filmprojekt zu unterstützen. 

Du liest deiner Mutter während des Films aus Hesses Siddhartha vor. Welche Bedeutung hat dieses Buch für euch?

Da meine Mutter nicht mehr sprechen konnte, fielen mir die Besuche bei ihr im Pflegeheim recht schwer. Du bist halt da, erzählst ihr etwas von dir und erhältst aber keine Antwort. Dann hat mich jemand auf die Idee gebracht, Mama vorzulesen. Dadurch wurde die Situation natürlicher. Ich habe dann damit begonnen, ihr die Lektüre vorzulesen, die ich auch für die Schule lesen musste. Siddharthas Geschichte hat mich dann aber auch sehr berührt. Diese Suche nach sich selbst, aber auch nach einem Lebenssinn ist auch im Film ständig präsent. Wenn man mit einer so existenziellen Erkrankung wie MS konfrontiert wird, rücken solche Fragen in den Fokus. Während der Dreharbeiten bemerkte ich auch, dass mir sehr oft die Worte fehlten. Hesse bzw. Siddhartha hatte für mich dann oft die Worte schon gewählt. So entstand auch die Idee, die Zitate als Bindeglied zwischen der Gedankenund Fragewelt auf der einen und Mama auf der anderen Seite zu verwenden. Bei der späteren Überarbeitung des Films sagten viele, ich solle die Zitate aus Siddhartha kicken, da sie zu viel Raum einnehmen und die Leute damit nicht klarkommen würden. Aber ich habe dafür gekämpft, dass sie drinbleiben.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: „Ich wollte mehr über Mamas Krankheit erfahren“

Aus der Zeitschrift physiopraxis 9/2016

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