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Neuroorthopädische Therapie bei Ataxie – Vom Schwanken und Schlucken

Alle denken, man sei betrunken – die wohl schlimmste Angst von Patienten mit einer Ataxie. Fehlt die Koordination bei einer neurologischen Schädigung, leidet jedoch nicht nur das Gangbild. Wie Isabel werden viele Patienten steif, verlieren ihre Ausdauer und haben Probleme beim Atmen und Schlucken.

Die Ataxie ist eine komplexe Koordinationsstörung, die Bewegung, Haltung, Sprechen, Schlucken und das Sehen betreffen kann. Am häufigsten jedoch ist das Gehen beeinträchtigt. Die Ataxie gehört zu den Leitsymptomen zerebellärer Erkrankungen. Beim Gesunden empfängt das Kleinhirn Nervensignale vom Rückenmark, die in Zusammenhang mit Lokomotionsmustern stehen. Die absteigenden Bahnen (rubrospinal, retikulospinal und vestibulospinal) feuern im Rhythmus der Stand- und Schwungbeinphasen und bestimmen somit den Gangrhythmus. Bei Patienten mit zerebellären Läsionen ist dieser Vorgang beeinträchtigt und sie sind zudem nicht in der Lage, auf Veränderungen der Unterstützungsfläche zu reagieren. Diese Fähigkeit ist jedoch essenziell, um sich in der Umwelt orientieren zu können. Sie ist abhängig davon, wie propriozeptive Kontrollschleifen verarbeitet werden, die das ZNS über Position und Lageveränderungen des Körperschwerpunkts informieren. Diese spezifischen Rezeptoren befinden sich im gesamten Körper, vor allem aber in Gelenken, der Wirbelsäule, den Faszien und der Fußsohle. Ausreichende Elastizität der Bereiche, in denen sich diese Rezeptoren befinden, ermöglicht dem Körper, auf Veränderungen zu reagieren. Erst hierdurch generiert sich genügend muskuläre Aktivität, um sich gegen die Schwerkraft zu behaupten.

Damit sich der Mensch auf zielorientierte Handlungen konzentrieren kann, selektiert das Gehirn essenzielle Informationen und koordiniert verschiedene motorische Synergien automatisch, um sich an die Umwelt anzupassen. Diese Verarbeitungsprozesse geschehen vor allem unbewusst. Wenn Patienten ihre Fähigkeit, sich automatisch gegen die Schwerkraft halten zu können, verlieren, machen sie sich steif und befinden sich im „Nicht-fallen-wollen-Programm“. Die Kokontraktion hindert sie wiederum daran, sich bewegen zu können, um mit ihrer Umwelt zu interagieren. Die Ausdauer wird daher ebenfalls erheblich beeinträchtigt. Die Patienten spannen sowohl die Arme als auch Hals- und Nackenmuskulatur an, um die Stabilität aufrechtzuerhalten. In der Folge fällt ihnen häufig Atmen und Schlucken schwer.

 

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aus der Zeitschrift: physiopraxis 4/2017

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