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Rückblick: 10 Jahre neuroreha

Seit 10 Jahren bietet die Zeitschrift „neuroreha“ einen wahren Schatz therapeutisch relevanter Informationen. Sie hilft Therapeuten, diejenigen Maßnahmen in der Therapie einzusetzen, die sich in wissenschaftlichen Studien als erfolgreich erwiesen haben. Gründungsherausgeberin Susanna Freivogel zeigt auf, wie Zeitschriften helfen können, die Therapiewelt zu verändern.

Ziel der Therapie in der neurologischen Rehabilitation ist – nach Maßgabe des Sozialgesetzbuches IX – die bestmögliche funktionelle Erholung als Voraussetzung für eine selbstbestimmte Aktivität und Teilhabe des Patienten. SGB V fordert mit § 12, dass die dafür eingesetzten Therapien zweckmäßig und wirtschaftlich sein müssen. Um das zu gewährleisten, müssen in der Therapie diejenigen Maßnahmen angewandt werden, die sich in wissenschaftlichen Studien als erfolgreich erwiesen haben. Aus diesem Grunde ist eine Beschäftigung mit Studien zur Wirksamkeit des therapeutischen Vorgehens unabdingbar.

Während im englischsprachigen Raum die Diskussion therapeutischer Behandlungsansätze seit längerer Zeit stattfindet und die sogenannten neurophysiologischen Behandlungskonzepte (Bobath, Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation, Vojta) wegen fehlender Evidenz einer überlegenen Wirksamkeit, unzureichender theoretischer Rahmenkonzeptionen und konzeptspezifischer Terminologie infrage gestellt werden, repräsentier(t)en sie in Deutschland immer noch den „Goldstandard“ des therapeutischen Vorgehens. Grund dafür ist zum einen die fehlende Auseinandersetzung mit Ergebnissen wissenschaftlicher Studien und zum anderen die in Deutschland im Heilmittelkatalog definierte besondere Position von „KG-ZNS“ und der daraus resultierenden höheren Vergütungen von „neurophysiologischen Techniken (Bobath, Vojta, PNF)“ in der ambulanten Physiotherapie.

neuroreha füllt die Lücke zwischen Forschung und Therapie

Es ist dem Thieme Verlag und hier insbesondere Rosi Haarer-Becker sehr herzlich zu danken, dass sie das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren therapeutischer Umsetzung in den klinischen Alltag gesehen haben und bereit waren, 2008 eine Zeitschrift zu lancieren, die die Lücke zwischen Forschung und Therapie schließen wollte.

Konzipiert wurde die neuroreha mit jährlich vier themenspezifischen Heften mit jeweils drei bis vier wissenschaftlich orientierten Übersichtsartikeln und zwei praxisorientierten Beiträgen, die basierend auf dem aktuellen Wissensstand therapeutische Anwendungen im Bereich des Schwerpunktthemas zeigen. Ergänzt werden sie nach Möglichkeit durch einen Beitrag aus Patientensicht und durch die „Internationalen Studienergebnisse“, die auf aktuelle Studien aufmerksam machen, sowie durch den Artikel „Gelesen und kommentiert“, der die Durchführung und die Ergebnisse wichtiger Studien vorstellt und deren Schwächen und Stärken aufzeigt.

Die Schwerpunktthemen legt das Herausgeberteam im Rahmen der jährlichen Herausgebersitzung gemeinsam mit der Redaktion fest. Aufgabe der Herausgeber ist es, ausgewiesene Experten zum Schwerpunktthema zu suchen und als Autoren zu gewinnen. Die Herausgeber lesen die eingereichten Beiträge, prüfen die Texte auf Überschneidungen und Widersprüche mit anderen Artikeln und achten auf eine fristgerechte Einreichung der Manuskripte an den Verlag.

Schatztruhe für therapeutisch relevante Informationen

Vom ersten Heft bis zur aktuell vorliegenden Nummer bietet die Zeitschrift neuroreha einen wahren Schatz an therapeutisch relevanten Informationen. Exemplarisch kann dazu gleich das im November 2009 erschienene Heft Nr. 1 zum Thema „Repetition“ herangezogen werden.

In seinem Beitrag „Rehabilitation und Plastizität“ führte Christoph Globas unter anderem die zentralen Prinzipien neuronaler Reorganisation auf:

  • Synchrone Stimulation von Nervenzellverbänden führt zu einer engeren Vernetzung: „Fire together, wire together.“
  • Vermehrte Stimulation/Bewegung führt zu einer Vergrößerung des entsprechenden kortikalen Repräsentationsareals.
  • Nichtgebrauch führt zu einer Schrumpfung der kortikalen Repräsentation: „Use it or lose it.“
  • Veränderungen werden nur induziert, wenn sie verhaltens-/aufgabenrelevant sind und so intensiv geübt werden, dass das Gehirn mit der Verarbeitung auch noch in den Schlaf hinein beschäftigt ist: „You have to dream it to achieve it.“

Im Anschluss fokussierten Christian Haas und Klaus Blischke auf die „Bedeutung der Repetition für das motorische Lernen“ und übertrugen dafür die Lehren aus der Sportwissenschaft in die neurologische Rehabilitation. Dabei wiesen sie unter anderem auf folgende Punkte hin:

  • Übung führt in der Regel zu einer energetischen Bewegungsoptimierung (= Verminderung der Kraftleistung), während initial die Freiheitsgrade durch eine Kokontraktion fixiert werden.
  • Die Konsolidierung neu gelernter motorischer Fertigkeiten erfordert Zeit und Ruhe, das heißt, innerhalb von vier bis sechs Stunden nach Beendigung einer Lerneinheit sollten weder die neu gelernte noch ähnliche Fertigkeiten geübt werden.
  • Automatisierung motorischer Fertigkeiten ist aufgabenabhängig und erfordert hohe bis sehr hohe Wiederholungszahlen.

Caroline Renner und Horst Hummelsheim komplettierten die Schwerpunktartikel aus einer klinischen Perspektive mit einem Beitrag über das „Komplexe aufgabenspezifische repetitive Training bei zentralmotorischen Störungen“. Sie forderten:

  • Repetitives Training muss aktiv sein; bei hochgradigen Paresen wenn nötig unter Gewichtsabnahme.
  • Das Training muss an der Leistungsgrenze des Patienten ansetzen, und der Schwierigkeitsgrad der Anforderung muss kontinuierlich gesteigert werden (= Shaping).
  • Trainingsschwerpunkte sollten den Bedürfnissen des Patienten angepasst sein.
  • Insbesondere bei Patienten mit neuropsychologischen Defiziten sollten aufgabenspezifisch Bewegungsabläufe geübt werden, die sich im Alltag des jeweiligen Patienten tatsächlich wiederfinden.

Nachdenklich stimmte uns schon damals der Beitrag einer Patientin zur stationären Reha, die berichtete: „Als Patientin hatte ich keinen Einfluss auf den Therapieplan, weder wurde ich einbezogen, noch hatte ich ein Mitspracherecht. Während der Therapien fragten mich einige Therapeuten nach meinen Zielen, und bei einigen von ihnen hatte ich das Gefühl, dass sie diese auch ernst nahmen. Doch insgesamt konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Therapeuten – die oft wechselten – wussten, worauf es mir ankam und was mir wichtig war.“

Wir fragen uns zehn Jahre später: „Werden diese zentralen Prinzipien der Rehabilitation mittlerweile flächendeckend umgesetzt? Sind es heute tatsächlich die Patientenziele, die das therapeutische Vorgehen bestimmen?“

Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Rückblick: 10 Jahre neuroreha

Aus der Zeitschrift: neuroreha 01/2019

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