• Spiegeltherapie

     

Schmerzpatienten in Bewegung bringen

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist durch unerträgliche und meist wechselnde, brennende oder ziehende Schmerzen charakterisiert. Etwa 65 000 Patienten sind in Deutschland von dieser Krankheit betroffen. Eine wirksame Strategie ist das stufenweise Imaginationstraining (GMI).

Man kann chronische Schmerzen insgesamt als einen pathologisch außer Kontrolle geratenen Prozess des zentralen Nervensystems ansehen mit einer – zumindest in frühen Stadien – Beteiligung des Immunsystems. Bei neuropathischen Schmerzen wie dem CRPS kann man über der Hemisphäre kontralateral der betroffenen Extremität eine erhöhte Erregbarkeit des primären sensomotorischen Kortex sowie veränderte Repräsentationsfelder in gleichen Gehirnarealen beobachten. Diese neurophysiologischen Veränderungen des Gehirns sind oftmals mit klinischen Symptomen assoziiert. Hierzu zählen außer der geschilderten Schmerzsymptomatik eine Allodynie (auch sehr leichte Berührungen werden als schmerzhaft gewertet), Verminderung der räumlich-somatosensorischen Auflösung, Dystonien, Tremor, aber auch neuropsychologische Defizite.

Es gibt eine Reihe von Strategien, um diese maladaptiven Prozesse wieder rückgängig zu machen. Die meisten wirksamen Verfahren versuchen, durch den zunehmenden Einsatz der betroffenen Extremität (der Einfachheit halber sprechen wir jetzt hier von der betroffenen Hand) physiologische Repräsentationsmuster zu induzieren. Der Schmerz jedoch bringt den Patienten immer wieder dazu, jegliche Bewegung zu vermeiden. Aus diesem Grund wurden Strategien entwickelt, um den Patienten in die Bewegung schrittweise hineinzuführen. Eine wirksame Vorgehensweise ist das stufenweise Imaginationstraining (graded motor imagery, GMI).

Geschichte der GMI

Vor 25 Jahren publizierte R. Ramachandran einen viel beachteten Artikel über einen Patienten mit Phantomschmerzen nach traumatischer Amputation der oberen Extremität, bei dem durch ein Spiegeltraining erfolgreich die Phantomschmerzen gelindert werden konnten.

Bei der Beobachtung der intakten Hand bei Durchführung einer Bewegung, gespiegelt auf die Seite der fehlenden Extremität, erhält der Patient die dominierende visuelle Rückmeldung, dass die fehlende Extremität eine intakte Bewegung durchführt. Gelingt diese Illusion, so kann dadurch ein zumindest kurzfristiger lindernder Effekt auf die Phantomschmerzen erreicht werden. Interessant ist dies vor allem deshalb, weil es einiges über die Repräsentation unseres Körpers aussagt: Das Gehirn führt alle Sinnesmodalitäten zu einer einheitlichen Körperrepräsentation zusammen. Da hierbei die visuelle Information dominant ist, wird die Ansicht der sich bewegenden gesunden Hand auf die betroffene Seite gespiegelt. Damit entsteht die Illusion, dass sich die betroffene Hand wie eine gesunde Hand bewegen kann. Diese „Spiegelillusion“ funktioniert, obwohl wir von unseren propriozeptiven Informationen eine statische Haltung unserer Hand rückvermittelt bekommen.

 

Lesen Sie den vollständigen Beitrag hier Schmerzpatienten in Bewegung bringen

Aus der Zeitschrift neuroreha 02/2020

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