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Springerknie bei Profifußballern: Ein Fallbericht

PATELLASPITZENSYNDROM RICHTIG THERAPIERT Unter Fußballern ist das Patellaspitzensyndrom eine weit verbreitete Knieverletzung, die auf Überbeanspruchung zurückzuführen ist. Dazu kommt, dass aufgrund der langsamen Genesung von Sehnen die Rehabilitation relativ lange dauert. Nicolas Mathieu zeigt anhand eines Fallbeispiels, wie man mithilfe von Gleichgewichts-, sensomotorischem, neuromuskulärem und „Koordinations“-Training die Überbeanspruchung der Strukturen und das Risiko einer erneuten Beinverletzung reduziert.

Einleitung

Das Patellaspitzensyndrom (PSS) ist eine klinische und chronische Überbeanspruchung, deren Pathogenese unbekannt und deren Ätiologie durch anteriore Knieschmerzen gekennzeichnet ist, die sich typischerweise am unteren Patellarand manifestieren. PSS wird auch als „Springerknie“ bezeichnet, da es häufig im Zusammenhang mit Sportarten beobachtet wird, bei denen „explosives“ Springen oder Treten eine wichtige Rolle spielt, z. B. Fußball, Basketball und Volleyball. Reedukation, Rehabilitation und Behandlung basieren häufig mehr auf der Berufserfahrung des behandelnden Arztes/Therapeuten als auf evidenzbasierter Wissenschaft. Rehabilitations- und Physiotherapieprogramme beinhalten Narben- und Gelenkmobilisation, exzentrische Übungen, extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) sowie sensomotorische Programme zur Verbesserung der Muskel-Sehnen-Funktion und zur Optimierung der kinetischen Kette. Aufgrund der langsamen Genesung von Sehnen dauert die Rehabilitation relativ lange. Auch eine chirurgische Behandlung garantiert nicht unbedingt eine rasche und symptomfreie Wiederaufnahme der sportlichen Aktivitäten auf dem ursprünglichen Leistungsniveau. Was aktive Übungen betrifft, werden nach Abheilen des Narbengewebes schmerzhafte exzentrische Kniebeugen (Squats) auf einem Übungsbrett mit 25 ° Neigung als Primärtherapie befürwortet. Gleichgewichts-, sensomotorisches, neuromuskuläres und „Koordinations“-Training müssen verbessert werden, um die Überbeanspruchung und das Risiko einer erneuten Beinverletzung in verschiedenen Hochleistungssportarten zu reduzieren.

Fallbeschreibung

G. K. ist ein 21 Jahre alter Profifußballer, der in der Saison 2012/13 verletzungsfrei aktiv war, sich aber im Juni 2013, während der Vorbereitung auf die folgende Saison, eine Verletzung des linken Knies zuzog (Springerknie). Er verspürte bei einem Sprung einen scharfen Schmerz anterior im Knie und konnte danach nicht mehr am Training teilnehmen.

Physische Untersuchung

Am folgenden Tag beschrieb er einem auf Sportverletzungen spezialisierten Arzt die beim Gehen auftretenden Schmerzen im vorderen Bereich des Knies als „dumpf“ und bewertete sie mit 7 von 10 Punkten auf einer visuellen Analogskala (VAS). Das Assessment ergab, dass sowohl die Palpation der Kniesehne als auch die Knieextension gegen einen Widerstand starke Schmerzen am unteren Patellarand auslösen.

Untersuchung durch einen Sportphysiotherapeuten

Flexibilitätstests wurden durchgeführt und zeigten eine bilaterale Hypoextensibilität des M. rectus femoris. Auf der patientenspezifischen Funktionalitätsskala (PSFS), einem auf Selbstaussagen des Patienten basierenden Bewertungssystem, erzielte der Patient 23 Punkte. Kurz gesagt, besteht die PSFS aus 5 Einzelbewertungen, die sich auf Schmerzen und Limitationen bei verschiedenen Aktivitäten beziehen. Die erreichbaren Punktzahlen der PSFS liegen zwischen 0 und 50 Punkten, wobei jede Einzelwertung maximal 10 Punkte betragen kann (minimale erkennbare Veränderung (90 % KI) im Durchschnitt Score = 2 Punkte/minimale erkennbare Veränderung (90 % KI) für eine einzelne Aktivität Score = 3 Punkte). Laufen, Springen, Balltreten, Stop-and-go-Aktivitäten und exzentrische Aktivitäten wurden vom Patienten als schmerzhaft beschrieben. Der Patient wurde instruiert, die PSFS alle zwei Wochen auszufüllen.

Beim Sportphysiotherapeuten beschreibt der Athlet Laufen, Springen, Balltreten, Stop-and-go-Aktivitäten und exzentrische Aktivitäten als schmerzhaft – besonders im vorderen Bereich des Kniegelenks. 

Intervention


Die physiotherapeutische Behandlung des Patienten umfasste Kniesehnenmobilisation, Tiefenfriktion, Triggerpunktbehandlung der Ober- und Unterschenkelmuskulatur, tägliches aktives Stretching des M. rectus femoris und ESWT (Abb. 2). Nach einem Monat vollständiger Ruhe und täglicher Behandlung traten beim Gehen keine Schmerzen mehr und bei Palpation der Kniesehne nur noch minimale Schmerzen auf. Er nahm sein Training in Form eines Aqua-Jogging-Programms wieder auf. Die Rehabilitation konzentrierte sich auf exzentrische Kniebeugen (Squats), isokinetische und isodynamische Stärkungsübungen und sensomotorisches Training auf stabilem und instabilem Untergrund. Über einen Zeitraum von zwei Monaten (bis Oktober 2013) wurde die Rehabilitation um Laufen, Sprinten, Stop-and-go-Übungen und Springen erweitert, bis der Patient wieder in der Lage war, seinen Beruf auszuüben. Während dieser Zeit war der Patient schmerzfrei.

Nach einem Monat vollständiger Ruhe und täglicher Behandlung treten beim Gehen keine Schmerzen mehr auf. 

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Aus der Zeitschrift Sportphysio 1/2016

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